Ich. Bin. Allein.
Ich habe den Göttergatten. Den Hundemann. Meine Familie. Meine Freunde. Meine tollen, tollen Mädels.
Aber trotzdem bin ich alleine. Nur. Ich. Alleine. Alleine für mich verantwortlich. Ich habe mein Glück selbst in der Hand. Und nur ich allein treffe die Entscheidungen. Ich muss meinen Weg gehen. Nein, ich darf meinen Weg gehen.
Manchmal begegnen wir Menschen von denen wir glauben, dass sie immer zu unserem Leben gehören werden. Manche gehören tatsächlich für immer dazu. Andere nur einen (kurzen) Abschnitt lang. Manchmal tut uns das weh. Vor allem dann, wenn uns dieser Mensch ans Herz gewachsen ist. Denn das tun sie. Auch diejenigen, die nur kurz an unserer Seite sind. Sein können. Und trotzdem ist es gut so. Denn wenn unsere Wege auseinander gehen ist die logische Konsequenz eben die, dass sich unsere Wege - und wir uns - trennen. Das tut weh. Und trotzdem ist es richtig.
Sich selbst treu bleiben. In seiner Mitte sein. In sich ruhen.
Alles Begriffe, die jede/r von uns kennt. Sagt sich alles so leicht. Aber es ist bei weitem nicht so leicht, auch danach zu leben. Für mich jedenfalls nicht. Oder doch?
Ich scheue mich vor großen Entscheidungen. Das war nicht immer so. Das wurde mit der Zeit immer schlimmer.
Als ich mir vor gut 10 Jahren mein Pferd kaufte war das eben so. Ich hatte mich in die Stute verliebt. Ich konnte sie mir leisten (zumindest was den Kaufpreis betraf, aber das sollte ich erst später lernen). Ich wollte sie. Also kaufte ich sie. Es war mir egal, dass meine Trainerin sagte das ginge nicht. Das sei nicht das richtige Pferd für mich. Für meine Laufbahn im Dressursport sowieso nicht. War mir egal. Ich wusste: Sie ist das richtige Pferd. Nicht für meine sportliche Laufbahn. Aber für mich. Und das war sie. Eine kurze aber wundervolle Zeit lang. Sie wieder zu verkaufen war letztlich auch meine Entscheidung. Zu ihrem Wohl.
Beim Hundemann vor knapp 2 Jahren war das schon anders. Ganz anders. Die Entscheidung für ihn fiel mir wahnsinnig schwer. Nicht wegen ihm. Sondern wegen mir. Letztlich traf sie dann der Göttergatte.
Mit der Zeit fing ich nämlich an, meine Entscheidungen in andere Hände zu geben. In die Hände meines Mannes. Dies geschah oft unbewusst. Fakt ist: Er traf meine Entscheidungen. Lange, lange Zeit.
Dann kam das Kinder-Thema. Und die Entscheidung die er diesbezüglich für mich traf - treffen wollte - passte mir so gar nicht. Trotzdem beließ ich es vorerst dabei. Und dann fing ich endlich, endlich wieder an, auf mich, auf mein Gefühl zu hören. Und dann auch, meine Entscheidungen wieder selbst zu treffen. Selbst treffen zu wollen. Dass dies nicht ohne Reibungen abläuft ist klar. Jahrelang lasse ich ihn alles entscheiden. Weil ich will dass er entscheidet. Oder besser gesagt, weil ich nicht entscheiden will. Denn wenn jemand anderes entscheidet muss man auch nicht selbst für diese Entscheidung einstehen... Feige? Ja. War aber so.
Es entwickelte sich dann manchmal ein regelrechter "Kampf" um Entscheidungen. Selbst um banalste. Einmal ging es sogar so weit, dass der Göttergatte sagte: "Ich sage wo es lang geht. Und so machen wir das dann auch." - Bezogen darauf, ob wir nun links oder rechts an einem Supermarkt-Regal vorbei gehen...
Damals wurde ich fuchsteufelswild. Ich fühlte mich bevormundet. In jeglicher Hinsicht. (Was ich ja auch war. Weil ich es jahrelang so wollte!!) Es gab einen riesen Krach. Heute sage ich, er konnte nicht anders. Woher sollte er auch wissen was los war?! Jahrelang bürde ich ihm auf, meine Entscheidungen zu treffen. Und von heute auf morgen will ich sie wieder selbst treffen?! Das würde wohl jeden erstmal verunsichern.
Eine große Unzufriedenheit schlich sich ein. Wie sollte es auch anders sein?! Schließlich hatte er kaum eine Chance, die für mich richtigen Entscheidungen zu treffen. Obwohl er sich die allergrößte Mühe gab. Das geht einfach nicht. Denn nur ich fühle mein Gefühl. Und nur ich fühle, ob ich mir selbst mit dieser oder jener Entscheidung treu bleibe - oder eben nicht. Er fühlt sein Gefühl. Er kann also meine Entscheidungen nach seinem Gefühl treffen. Wenn sein Gefühl aber nicht mit meinem überein stimmt hat er keine Chance. Armer Schatz.
Nun muss man aber erst mal erkennen, wo diese Unzufriedenheit tatsächlich her kommt. In der Kinderwunsch-Zeit eh irgendwie schwierig. Man zweifelt doch ständig an allem. Oder? An unseren Gefühlen füreinander zweifelten wir nie. Selbst in unseren tiefsten Tiefs nicht. An unserem Weg schon. Jeder für sich an seinem. Und jeder fragte sich für sich, ob unsere Wege immer noch parallel zueinander verlaufen. Ob sie immer noch miteinander verflochten sind.
Aktuell frage ich mich, ob mein Kinderwunsch-Weg noch der richtige ist. Hängt sicher auch mit der Fehlgeburt zusammen. Vielleicht will da ja wirklich eine Seele zu uns. Vielleicht passt es momentan eben einfach (noch) nicht. Vielleicht will aber auch keine Seele zu uns. Und hier spreche ich wirklich nur für mich. Es mag momentan ein sehr ungünstiger Zeitpunkt sein, sich darüber Gedanken, nein, Gefühle zu machen. Andererseits... Wenn mein Gefühl mir sagt ich solle da bitte mal hinfühlen dann ist es schon richtig so. Das habe ich in der Zwischenzeit tatsächlich gelernt.
Ich werde schon fühlen was richtig ist. Irgendwann. Nein, eigentlich immer. Nur manchmal möchte ich es nicht wahr haben. Denn manchmal möchte ich immer noch, dass irgendwer anders diese oder jene Entscheidung für mich trifft. Denn dann kann ich die Verantwortung abgeben. Die Verantwortung für mich. Die Verantwortung für meinen Weg.
Wieso ist das so?
Manchmal - ok eigentlich immer - darf man vertrauen. Und manchmal muss (darf!) man einen Spross einfach in den Garten setzen und ihm so die Chance geben, Wurzeln schlagen zu können. Im Vertrauen darauf, dass er das auch kann. Also pflanze ich mich jetzt in meinen Garten. Vertraue. Und warte ab was passiert.
Es wird gut sein. So oder so.