Time to say goodbye?? For a while??

Die Oma stellt mir den 9 Monate alten Knirps auf den Schoß. Ich halte ihn, noch ein wenig überrumpelt. (Babys. Überall kleine, zuckersüße Babys...) Er tritt mit seinen kleinen Füßchen in meinen Bauch. Meinen leeren Bauch. Und ich frage mich, ob er für immer leer bleiben wird.

Ich suche nach dem Warum. Wieder einmal. Inzwischen habe ich eine ICSI und zwei Kryo's hinter mir. Und mein Bauch ist immer noch leer.

Die Voraussetzungen: Laut Prof. lehrbuchmäßig. Jedes einzelne Mal. Das erste Negativ nach der ICSI konnte niemand so recht fassen. Ich machte mir darüber noch keine Gedanken. Negativ halt. Kommt vor. Dann das Positiv nach der 1. Kryo. Die Freude war riesig! Gigantisch! Dann die Fehlgeburt. Und auch diese konnte niemand fassen. Ich sowieso nicht. Erklärungsversuche à la "Der Embryo war bestimmt krank / nicht lebensfähig / ..." folgen. Und jetzt die 2. Kryo. Natürlicher Zyklus. Alles wunderbar, nichts könnte besser sein. Perfekte GMS (und das bei mir und ohne Medis!), perfektes Gelbkörperhormon das ordentlich produziert, perfekter Blasto. Ergebnis: Perfektes Negativ.

Der Prof. sagt mir immer und immer wieder, dass wir schon zum Ziel kommen. Er könne mir allerdings nicht sagen wann, ich müsste Geduld haben. Nur Geduld. Ja. Nur ist gut.

Ich fühle mich leer und kraftlos. Und momentan hab ich auch keine Ambitionen mehr, mich nochmals aufzuraffen. Es ist anstrengend. Aufraffen, stehen, fallen. Liegen. Liegen. Liegen. Aufraffen. Stehen. Fallen. Liegen bleiben?!

Momentan kann ich nicht mehr. Nein, ich WILL nicht mehr. Der Kinderwunsch ruiniert mir... mich. Meine Psyche.

Die allererste Warteschleife hatte für mich etwas Magisches. Eine ganz reelle Chance auf mein Kind. Die Vorstellung war der Hammer und ich habe die Warteschleife genossen. Ja, genossen. Bei der zweiten Warteschleife war es das selbe. Diese "Magie"... Ich war ja quasi schon ein bisschen schwanger und musste es "nur" bleiben. Nicht aus medizinischer Sicht, das ist logisch. Aber so stellte ich mir das eben vor. Wir waren so viel weiter, so viel näher dran an unserem Kind. Wir hatten eine reelle Chance.

Diese dritte Warteschleife war der Horror. Nicht jeden Tag, aber in der Summe eben doch. Dieses extreme Schwanken zwischen "Wird sowieso nichts" und "Na klar geh ich hier schwanger raus". Die Warterei, das Ausbleiben jeglicher "Symptome", die Erklärungsversuche für das Ausbleiben eben dieser... Und die Hoffnung. Mittlerweile verstehe ich alle die sagen: Hoffnung ist das Schlimmste. Beziehungsweise: Umsonst zu hoffen. DAS ist das Schlimmste. Aber vorher weiß man ja nie, ob man umsonst hofft...

Und leider war es umsonst. Letztendlich jedes einzelne Mal. Und ganz ehrlich: Es ist mir schnurzegal dass manche denken "was sind schon 3 Versuche...". Meiner Meinung nach sind es zwei Versuche zu viel. Einer ganz sicher...

Ich habe keine Lust mehr. Keine Kraft, keine Nerven, keinen Willen.

Ich würde dem Kinderwunsch am Liebsten eine Pause verordnen. Oder besser gesagt, den Versuchen meinen Kinderwunsch zu erfüllen. Dass sich der Wunsch an sich nicht abstellen bzw. in Pause schicken lässt ist mir völlig klar. Aber die Wunscherfüllung kann pausieren. Könnte...

Ich habe momentan die Schnauze voll.

Von kontrollieren Zyklen, von ständigen Arztbesuchen, von unzähligen Blutabnahmen. Von Sex-"Verboten", von den zweiwöchigen Sportpausen, vom Aufpassen, vom Nicht-rum-hüpfen, vom ....

Von einem fremdbestimmten Leben.

Ich will wieder selbst entscheiden wann ich welchen Sport mache. Ob ich joggen gehe. Ob ich Sport mache bis zum Umfallen. Wann ich mir ein Bad gönne. Wann ich Sex habe...

Ich will mir keine Tabletten und Kügelchen mehr rein schieben, egal ob oben oder unten.
Ich will nicht mehr alle zwei Tage zum Ultraschall.
Ich will nicht mehr jeden Pieps zum Blut abnehmen.
Ich will keine Negativs mehr.

Ich habe die Schnauze voll.

Am Liebsten würde ich sagen: Adieu, Kinderwunsch-Erfüllungs-Weg. Bis irgendwann. Ich melde mich, sobald du mir wieder in den Kram passt. Bis dahin... Tu was du willst. Das tu ich nämlich auch.

Aber: Diesen Post schreibe ich mit Wut im Bauch. Wut und Verzweiflung. Vielleicht sieht es ja in ein paar Tagen schon wieder ganz anders aus...

Und der Wunsch ist riesig... So riesig.