"Man entdeckt
keine neuen Länder
ohne bereit zu sein,
die Küste für lange
Zeit
aus den Augen zu
verlieren!"
(André Gide)
Wir sind schon einige Zeit unterwegs. In unserem Boot. Am Anfang überwog die Vorfreude auf das neue Land. Was es wohl alles für einen bereit hält? Man war sich sicher, dieses ganz bestimmte Land zu entdecken. Hatten es doch schon so viele vor einem entdeckt. So stach man voll ungeduldiger Vorfreude in See.
Irgendwann mischten sich Unsicherheit und ein paar Zweifel in die Vorfreude. Wo war dieses neue Land nur? Was, wenn man das neue Land endlich entdeckt hätte und dann nicht anlegen konnte? Oder was, wenn man dieses Land nie fand? Oder was, wenn man gar Schiffbruch erlitt? Aber meist überwog die Vorfreude. So viele hatten dieses Land schon entdeckt, es konnte also nicht so schwer sein. Und wieso sollten ausgerechnet wir es nicht entdecken?!
Wieder einige Zeit später war die Vorfreude weg. Da waren nur noch Angst, Verzweiflung und Mutlosigkeit. Man treibt schon so lange auf dem Meer. Das Land nach wie vor in weiter Ferne. Das Boot ist nicht mehr das Beste. Es ist gezeichnet von der langen Zeit auf dem offenen Meer. Die Ruder sind abgenutzt, das Segel zerschlissen. Manchmal paddelt man noch ein wenig, zur Not auch mal mit den bloßen Händen. Man versucht es zumindest. Aber meist liegt man einfach nur in seinem Boot und weint. Weint, weil man den sicheren Hafen verlassen hat. Weint, weil das Land so weit entfernt liegt. Weint, weil man dieses Land niemals entdecken wird. Niemals.
Man verflucht das Meer, das Boot, den Partner und sich selbst. Er paddelt links, sie rechts herum. Man dreht sich im Kreis. Man fragt sich, ob man sich für den falschen Partner entschieden hat. Man hadert mit der Entscheidung, überhaupt los gesegelt zu sein. Immer und immer wieder. Es war doch schön dort, wo man war. Man hatte doch alles. Eigentlich.....
Und doch war da diese Sehnsucht.... Durch nichts anderes zu stillen. Sie zog einen raus auf's Meer. Hin zu diesem neuen Land. Man musste sich einfach aufmachen es zu entdecken.
Irgendwie übersteht man Orkane, Unwetter, Stürme, hohe Wellen und Starkregen. Manchmal mehr schlecht als recht. Aber man übersteht sie. Gemeinsam.
Mit der Zeit kehrt wieder Ruhe ein. Man sieht sich tief in die Augen und erinnert sich daran, dass man sich hat. Wie schön das ist. Wie dankbar man dafür ist. Gemeinsam schafft man das schon. Es entsteht neue Hoffnung, dass man das ersehnte Land doch noch entdeckt. Aber diese Hoffnung ist anders. Tiefer. Und vor allem entspannter. Oder ist Hoffnung das falsche Wort? Trifft es Gewissheit besser?
Es ist die Gewissheit, dass am Ende alles gut wird. Dass alles Sinn macht und gut wird, egal wie es letztlich ausgeht. Denn im "schlimmsten" Fall, wenn wir dieses neue Land eben doch nicht entdeckt haben oder wenn wir dort keinen Fuß fassen konnten, haben wir immer noch uns. Und dann paddeln wir eben erneut los. Zu anderen Ufern. Und schließlich und endlich werden wir ein herrliches Land entdecken. Er und ich. Gemeinsam.
Noch ist aber nicht die Zeit, den Kompass auf ein anderes Land einzustellen. Zuerst visieren wir das tolle, viel umschwärmte und so spannend klingende Land neu an.Wir stecken uns einen Finger in den Mund, halten ihn anschließend in den Wind und setzen die Segel entsprechend. Woher wir wissen, dass das die richtige Richtung ist? Wir wissen es nicht. Aber es fühlt sich gut an. Zwischendurch schnappen wir uns die Ruder und paddeln so schnell und lange wir wollen und / oder können. Dann lehnen wir uns wieder zurück und lassen den Wind für uns arbeiten. Es geht dann zwar etwas langsamer, aber das ist nicht schlimm. Ganz und gar nicht. Denn dann haben wir Zeit für uns. Und diese Zeit genießen wir. Gemeinsam.