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Dienstag, 28. Juni 2016

Hello darkness, my old friend...

Da bist du also wieder. Dunkelheit. Vertraut und doch machst du mir jedes Mal auf's neue wieder Angst. Du machst, dass ich mich hilflos, unfähig und total kaputt fühle. Das ändert sich wohl nie. Du bist eben du. Egal, ob man dich nun so, so oder so nennt.

Dass du mich jetzt wieder heim suchst... Nicht nett von dir. Gar nicht nett von dir. Aber du bist eben nicht nett. Und meistens kommst du dann, wenn man dich so gar nicht gebrauchen kann. Wobei... Gebrauchen kann man dich eigentlich nie. Und andererseits... Man soll dich als Warnung sehen. Als Chance. Als Chance, zur Ruhe zu kommen. Auf sich zu achten. Gut zu sich selbst zu sein. Hab ich zumindest gelesen. Wenn du wieder weg bist mag man das vielleicht so sehen. Unter Umständen. Aber solange du da bist, bist du einfach nur grauenvoll. Dunkel. Schwarz. Und du willst einen ins Loch ziehen. Jedes Mal. Ganz weit runter. Je früher man das merkt, desto besser kann man sich gegen dich wehren. Desto eher kann man was unternehmen. Wenn man denn dazu noch in der Lage ist. Manchmal ist man das nicht mehr. Dann ist da schon zu viel Dunkelheit um einen herum. Aber dieses Mal nicht. Nein, dieses Mal nicht. Hörst du?!

Du magst es wieder geschafft haben, dass ich total erschöpft bin. Und was du dieses Mal richtig, richtig gut geschafft hast ist, dass ich mich unfähig fühle. Dass ich an mir selbst zweifle. Und dass ich mich schäme. Das ist dieses Mal wohl das allerschlimmste. Weil ich es nicht verstehe. Weil ich nicht begreife, wieso ich mich so fühle. Wo ich jetzt doch alles habe, was ich mir je gewünscht habe. Jetzt, wo ich Mutter eines wundervollen, atemberaubenden und zuckersüßen Jungen bin.
Ja, deswegen schäme ich mich. Und deswegen zweifle ich an mir. Noch mehr, als die Male zuvor. Was will ich mehr?! Nichts! Ich habe kein anstrengendes Baby. Es gibt mal einen oder zwei anstrengendere Tage, aber das ist doch normal. Wieso bin ich dann so... völlig erschlagen? Erschöpft? Und wieso fühle ich mich dann so, wie man sich eben fühlt wenn du da bist? Ich habe keine Antwort darauf. Ich finde keine Antwort darauf. Vermutlich gibt es auch keine zufriedenstellende Antwort darauf. Ich bekomme oft gesagt, dass ich nichts dafür kann. Dass du eine Krankheit bist. Dass man sich nicht aussucht ob man dich bekommt oder nicht. Dass du einfach kommst. Und zuschlägst. Ohne Logik. Mein Kopf weiß das alles. In meinen Gefühlen kommt das nicht an. Da fühle ich mich einfach nur schuldig. Und schlecht.

Und so dreht sich die Spirale immer weiter...

Was du aber dieses Mal nicht geschafft hast ist, dass ich mich hilflos fühle. Dazu kenne ich dich inzwischen zu gut. Denn es gibt immer einen Weg, um dich wieder los zu werden. Immer. Da ich jetzt noch mein Kind ernähre ist es wohl etwas schwieriger. Schwieriger, aber nicht unmöglich. Auch dieses Mal finde ich einen Weg, um dich los zu werden. Und zwar lieber früher als später, das kannst du mir glauben. Denn auch dieses Mal habe ich liebe Menschen um mich. Menschen, die mir jeden Tag sagen, dass ich nichts dafür kann. Menschen, die mich trotzdem lieb haben. Menschen, die mich nicht verurteilen. Menschen, die da sind. Menschen, die mir beistehen. Und Menschen, die mir durch ihr Wissen ganz gezielt helfen, dich schnell wieder los zu werden. Menschen. Freunde. Familie. Der Göttergatte. Meine Hebamme.

Und schließlich und endlich wird es so sein wie die letzten Male auch: Du ziehst den Kürzeren. Und verkrümelst dich wieder. Und wer weiß?! Vielleicht bin ich dich dann ja für immer los. Für eine Weile auf jeden Fall.

Dann ist da keine Dunkelheit mehr. Dann ist da ganz viel Licht, Freude und Liebe.

Und das hoffentlich schon ganz bald.

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Diesen Text habe ich vor einigen Wochen geschrieben. Eigentlich wollte ich ihn nicht mehr veröffentlichen. Eigentlich wollte ich gar nichts darüber schreiben. Es wissen auch nur sehr, sehr wenige Personen in meinem persönlichen Umfeld davon.

Tja. Ich tue es nun doch. Darüber schreiben. Und der Text wird auch veröffentlicht. Weil ich die schlimmste Zeit nun (hoffentlich) hinter mir habe. Und weil ich hoffe, dass es vielleicht die ein oder andere liest, die ebenfalls betroffen ist. Die ebenfalls mit einer Wochenbettdepression zu kämpfen hat.
Das ist wohl ein weiteres Tabu-Thema in unserer Gesellschaft. Auf jeden Fall war es eines für mich. Bei mir persönlich. Wie das dann halt so ist, wenn es einen selbst trifft. Meist ist man anderen gegenüber sehr viel verständnisvoller und einfühlsamer als zu sich selbst.
Ich habe mir noch zusätzlich schwere Vorwürfe gemacht. Dass es mich getroffen hat. Dass ich mein Kind angesehen und nur geweint habe. Ich habe es geliebt und ich liebe es. Abgöttisch. Trotzdem. Ich fühlte mich leer, ausgelaugt, freudlos. Taub. Abgestumpft. Und zu alledem kam die Sorge, dass mein Sohn - dass seine kleine Kinderseele - unter meiner Wochenbettdepression leidet. Das war das Allerschlimmste für mich. Denn eines wollte ich unter gar keinen Umständen: Meinem Kind schaden.

Was genau dahinter steckt, wieso genau man an einer (Wochenbett-)Depression erkrankt... Es gibt viele Gründe. Ursachen. In meinem Fall kamen einige zusammen. Wie meistens. Die lange Kinderwunschzeit, die Fehlgeburt, die nicht ganz einfache Schwangerschaft. Zudem hatte ich bereits in der Vergangenheit mit depressiven Episoden zu kämpfen. 8 Jahre Kinderwunsch hinterlassen seine Spuren. Und mein Progesteron-Spiegel war nach der Geburt wieder im Keller.
Progesteron. Wieder einmal. Für was dieses Hormon alles verantwortlich ist... Oder besser gesagt, wobei es überall eine Rolle spielt. Ein zu niedriger Progesteronwert kann eine Wochenbettdepression nämlich begünstigen. Wieder etwas gelernt.

Fakt ist: Es ist eine Krankheit. Man kann nichts dafür. Man sucht es sich nicht aus. Es trifft einen keine Schuld. Oft sind die eigenen Erwartungen an sich selbst viel zu hoch. Es ist völlig normal, dass zunächst einmal nichts mehr normal läuft. Dass es an manchen Tagen aussieht, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Dass man an manchen Tagen grade so zum Essen kommt. Und sonst zu nichts.

Mit einem gewissen Abstand kann ich heute sagen: Ja. Und? Dann sieht es eben aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Dann steht das Frühstücksgeschirr eben abends noch auf dem Tisch. Dann ist da eben eine Staubfluse in der Ecke. So what?! Die Zeit vergeht so schnell. Und in 10 Jahren, wenn mein Sohn groß und nicht mehr (so viel) kuscheln und bei Mama sein möchte juckt es keinen mehr, ob die Bude mal ein paar Wochen lang weniger aufgeräumt war. Vermutlich kann sich daran dann nämlich keine alte Sau mehr erinnern.

So. Und zum Schluss: Auf www.schatten-und-licht.de gibt es jede Menge Informationen rund um das Thema. Und vor allem: Man findet Hilfe. In GANZ Deutschland.

Und ganz zum Schluss: Zwei Dinge sind sicher: 1.: Es vergeht wieder! Aber holt euch Hilfe! und 2.: Ihr seid nicht alleine!

Montag, 20. Juni 2016

Briefe an mein Schmetterlingskind

Mein kleiner Prinz,
mein kleiner Schmetterling.

Heute geht mein Brief an dich.

Inzwischen ist dein kleiner Bruder auf der Welt. Und er ist atemberaubend. Aber ich habe dich nicht vergessen. Wie könnte ich auch? Du hast mir meinen ersten positiven Schwangerschaftstest beschert. Und meine erste - wenn auch leider sehr kurze - Schwangerschaft. Du warst ein Teil von mir. Und wirst es immer sein.

Ich frage mich oft, wie du wohl ausgesehen hättest. Wie du gewesen wärst. Wie dein Bruder? Oder ganz anders?

Deine Tante sagt, ich solle deinem Bruder von dir erzählen. Dass er unser zweites Kind ist. Dass er einen großen Bruder hat, der von oben auf ihn aufpasst. Auch wenn ich dich leider nie kennen lernen durfte.
Das habe ich gemacht. Natürlich habe ich das. Und ich werde es noch oft tun. Es fühlt sich richtig an. Und gut. Weil du auch ein Teil seiner Geschichte bist. Und immer sein wirst.

Ich bin mir sicher, dass du von dort oben auf deinen kleinen Bruder acht gibst. Wie das große Brüder eben so machen. Ich bin mir auch sicher, dass du das schon die ganze Schwangerschaft hindurch getan hast. Danke!

Mein kleiner Prinz, ich denke oft an dich. Und ja, ich vermisse dich noch immer. Nichts desto trotz bin ich glücklich. Und sehr verliebt. Dennoch. Wenn ich deinen Bruder angucke... Er war ebenso ein winziger Punkt wie du es warst. Und heute...
Dann tut es mir fast noch ein wenig mehr weh, dass ich dich verloren habe. Denn dann wird mir nochmals deutlicher bewusst, dass du ein richtiges, echtes Baby warst. Ein kleiner Mensch. Auch wenn du noch sehr winzig warst. Du warst ein Kind. Unser Kind. Und deswegen wirst du eines immer haben: Deinen Platz in meinem Herzen. Für immer.

Mein Schmetterling, ich hoffe dir geht es gut. Dort wo du jetzt bist. Ich hoffe, du spürst meine Liebe zu dir. Und ich hoffe, du weißt dass du nie vergessen sein wirst.

In Liebe, deine Mama

Dienstag, 14. Juni 2016

Nä, oder?!

Ich habe meine Tage. Gute 5 Wochen nach der Geburt. Einfach so. Hallo?!

Das ist ja wieder typisch mein Körper. Andere dürfen noch länger auf die olle Mens verzichten wenn sie voll stillen. Aber ich? Ich nicht.

Na wenigstens bleibe ich bisher (noch?) von den starken Krämpfen verschont, die ich sonst immer hatte. Das ist doch immerhin etwas.

Na dann: Welcome back. Nützt ja alles nichts.

Freitag, 10. Juni 2016

Hormonselbsthilfe

Wusstet ihr dass es das gibt? Eine Hormonselbsthilfe? Ich nicht.

Da ich es nun aber durch meine Hebamme weiß und sehr interessant finde dachte ich, ich teile es euch auch mal mit. Vielleicht kann es ja die ein oder andere gebrauchen, sich dort Hilfe holen oder einfach bestimmte Informationen nachlesen.

Man hat dort auch die Möglichkeit, über Speicheltests bestimmte Hormonwerte testen zu lassen.

Wie gesagt, vielleicht kann es die ein oder andere von euch gebrauchen.

Mittwoch, 8. Juni 2016

Briefe an dich

Mein kleiner Zauberjunge,

inzwischen bist du vier Wochen alt. Einen Monat. Soll ich etwas dazu sagen? Viel zu schnell...

Du bist ein absoluter Strahlemann. Seit neun Tagen lächelst du bewusst, was das Herz von jedem, dem du dein zahnloses Grinsen schenkst, sofort schmelzen lässt. Das von deinen Eltern sowieso. Wenn du morgens aufwachst, anfängst mit deinen Armen zu rudern und mich angrinst... Schöner kann man nicht geweckt werden. Seit neuestem stillen wir dann nochmal im Bett, du trinkst gemütlich und gibst oft zuckersüße, zufriedene Laute von dir bis du schließlich wieder einschläfst. Dann ratzt du gerne nochmal um die zwei Stunden, in denen ich gemütlich Frühstücke und ein paar Dinge im Haushalt erledige. Meistens. Manchmal lege ich mich auch einfach neben dich und gucke dir beim Schlafen zu.

Ebenso bezaubernd ist dein Pfännle, das du ziehst wenn dir etwas gar nicht gefällt - Gesicht waschen zum Beispiel - und du gleich anfängst zu motzen und zu weinen. Generell weinst du immer noch sehr wenig, aber wach abgelegt zu werden gefällt dir gar nicht. Prinzipiell schläfst du derzeit tagsüber am Liebsten auf deinem Papa oder mir. Oder im sich bewegenden Kinderwagen. Oder in der Manduca.

Die U3 haben wir inzwischen auch hinter uns. Du bist immer noch 55 cm lang, dafür wiegst du inzwischen 4.440 Gramm. Und du bist kerngesund. Außerdem bist du für dein Alter wohl schon sehr weit. Du grinst, du lachst, du schaffst wie ein Wilder mit deinen Armen und Beinen, du guckst einen aufmerksam an und dich um. Deinen Kopf hältst du schon sehr gut und du liebst es, über Mama's Schulter aus dem Fenster zu gucken. Und ab und an gibst du ganz bezaubernde Baby-Laute von dir oder blubberst vor dich hin.

Der Hundemann und du. Ich glaube, das wird eine Freundschaft für's Leben. Anfangs fand er dich sehr suspekt. Komische Geräusche, unkoordinierte Bewegungen... Mittlerweile gehörst du für ihn auch dazu. Voll und ganz. Wenn wir zu Dritt weg waren und der Hundemann zu Hause bleiben musste kommt er inzwischen sofort zu dir an den Maxicosi, ganz vorsichtig, und begrüßt dich. Er nähert sich dir generell sehr, sehr vorsichtig und langsam, selbst wenn er vor Freude ausflippen könnte. Außerdem beschützt er dich. Wenn du in deinem Kinderwagen liegst und ein anderer Hund zu nahe dran kommt geht er dazwischen. Und wenn es ein anderer Hund gar wagt an deinem Kinderwagen hoch zu hüpfen oder sich daran aufzustellen weißt er diesen auch deutlicher zurecht. Dabei ist er nie böse - aber bestimmt. Und ich muss gestehen, ich mag es wenn er auf dich aufpasst. Auch wenn ich nicht weiß, ob es aus Hunde- / Erziehungs- / Rudelsicht richtig ist.

Mein kleiner Sohn, du bereicherst unser Leben so sehr. Du gehörst so sehr dazu, unvorstellbar wie es ohne dich wäre. Ich habe es letztes Mal schon gesagt, ich muss es nochmal sagen: Es ist, als wärst du schon immer hier. In unserer Mitte. In unseren Herzen.

Du wirst unsagbar doll geliebt. Ich hoffe, du spürst das.

Mein kleiner Schatz, wir lieben dich. Ich liebe dich. So, so sehr.

Deine Mama

Montag, 6. Juni 2016

Geburtsbericht - Teil II

So lag ich also da, mit meinem kleinen Sohn auf meiner Brust.

Ärztin und Hebamme schwirrten um mich herum, ich nahm es kaum wahr. Ich hatte keine Schmerzen, gar nichts. Nichts bis auf dieses tiefe Glücksgefühl. Wir heulten alle immer noch und ich guckte immer wieder ungläubig von meinem Sohn zu meinem Mann zu meiner Schwägerin und wieder zurück. Ist das grade echt? Passiert das wirklich? Halte ich hier allen Ernstes meinen wunderschönen Sohn in den Armen?

Am Rande bekam ich mit, dass Ärztin und Hebamme immer wieder leicht an der Nabelschnur zogen. Ich dachte mir nichts dabei, ich hatte nur meinen Sohn im Kopf. Dann wollte die Ärztin wissen, ob ich noch Wehen spüren würde. Ich verneinte. Ob ich noch irgendwas in meinem Bauch spüren würde, dass sich etwas tat? Auch dies verneinte ich. Keine Schmerzen, keine Wehen, gar nichts. Dann kam die Hebamme und setzte mir drei oder vier Akupunkturnadeln am Bauch. Die Ärztin drückte auf meinem Bauch herum, dann bat sie mich gleichzeitig zu pressen. Nichts. Die Hebamme versuchte es nochmal mit Ziehen an der Nabelschnur. Dann alles gleichzeitig. Die Hebamme zog an der Nabelschnur, die Ärztin drückte auf meinen Bauch und ich sollte pressen. Ein Teil der Plazenta kam nun raus. Die Hebamme wollte nochmals wissen, ob ich Wehen oder ähnliches spüren würde. Ich verneinte erneut, sagte allerdings dass es etwas brennen würde untenrum. Sie sagte nur ja, ich sei ordentlich gerissen. Dann fing ich am ganzen Körper an zu zittern, obwohl mir nicht kalt war.

Das ganze "Spielchen" dauerte ca. 30 Minuten (lt. dem Göttergatten, ich hatte absolut kein Zeitgefühl mehr) dann guckte mich die Hebamme an und sagte, dass ihr das nun eindeutig zu viel Blut sei. Die Plazenta würde sich nicht vollständig lösen, sie müssten mich nun in Narkose legen. Ich fühlte mich benebelt, sie nahm mir meinen Sohn aus dem Arm und legte ihn auf die Waage. Ich guckte mich um, wollte noch sagen dass er zu seinem Papa soll. Mein Mann und meine Schwägerin waren bereits aus dem Raum geschickt worden.

(Irgendwann half mir die Hebamme noch, mein Nachthemd aus und ein frisches Oberteil anzuziehen - es war voller Blut. Da sah ich dann auch, dass ich in einer riesigen Blutlache lag, nahm es aber nicht als mein Blut und entsprechend als nicht bedrohlich wahr.)

Der Narkose-Arzt kam, die Ärztin und die Hebamme wuselten um mich herum, immer die Blutung im Blick. Ich nahm das alles kaum wahr, ich hatte nur meinen Sohn im Blick wie der da lag und strampelte. Ich wollte wieder darum bitten, dass sie ihn zu seinem Papa bringen. Ich kam nicht mehr dazu. Der Narkose-Arzt hielt mir eine Sauerstoffmaske vor Mund und Nase, sagte dass ich die Narkose über den Zugang bekommen würde, dass das leicht brennen aber gleich wieder aufhören würde und dass er auf mich aufpassen würde. Dann war ich weg.


Als ich wieder zu mir kam sah ich als erstes meinen Mann - mit unserem Sohn auf dem Arm. Kaum dass ich in Narkose lag untersuchte man ihn kurz und brachte ihn dann umgehend zu meinem Mann. Und seither kuschelten die beiden. Ich lag nicht mehr im Kreißsaal- sondern im Krankenhausbett. Und ich war auch nicht mehr im Luft- sondern wieder im Erdkreißsaal. Dort hatten sie meinen Mann und meine Schwägerin hin geschickt.
Ich nahm wahr, dass ich nun auch am rechten Arm einen Zugang hatte, am linken hing noch eine Infusion. "Meine" Hebamme war zwischenzeitlich auch nicht mehr da, Schichtwechsel.
Mein Mann legte mir unseren Sohn wieder in die Arme, mit Hilfe der neuen Hebamme legte ich ihn das erste Mal an. So wirklich klappte es nicht, der Kleine schlief auch sofort wieder ein.

Eine gute Stunde hätte das nun gedauert erzählte mir mein Mann. Dann kam noch die Ärztin, sagte dass alles gut gegangen und die Plazenta nun vollständig draußen sei. Diese sei zu großflächig mit meiner Gebärmutter verwachsen gewesen und hätte sich aus diesem Grund nicht abgelöst. Dies sei wohl eher selten, könne aber halt vor kommen. Dadurch könne sich dann die Gebärmutter nicht zusammen ziehen und man würde verstärkt bluten. Ebenso sei nun die Wunde in meiner Gebärmutter größer, was nochmals eine stärkere Blutung bedeuten würde. Außerdem hätte ich einen Dammriss 3. Grades, den sie natürlich ebenfalls gleich genäht hätten.

Ich fühlte mich noch etwas benebelt und sehr k.o., aber ansonsten wohl. Im Halbstundentakt kam jemand und nahm mir Blut ab. Dies zog sich so bis 1 Uhr nachts, dann schickte ich meinen Mann nach Hause. Er ging dann auch, zwar etwas widerwillig aber er war auch sehr müde und geschafft. Außerdem ging es mir soweit gut, und nur auf die weiteren Werte warten musste er ja nun wirklich nicht.

Eine halbe Stunden später kam die Hebamme, fragte wie es mir ginge und fing an auf meinem Bauch herum zu drücken. Da wurde es mir auf einmal schwarz vor den Augen und ich bekam Ohrenrauschen. Sofort hörte sie auf, lagerte mich mit dem Kopf nach unten und den Beinen nach oben und brachte mir eine Cola. Noch nie hat eine Cola so gut geschmeckt wie diese... Ja, da hätte ich wohl etwas Unterzucker sagte sie. Das sei auch kein Wunder, immerhin hatte ich zuletzt mittags eine Kleinigkeit gegessen und während der Geburt auch nicht allzu viel getrunken.

Wieder eine halbe Stunde später war dann der vorerst letzte Blutwert da - und soweit ok, dass sie meinen Sohn und mich auf die Wöchnerinnen-Station brachten. Dort angekommen war gleich eine Kinderkrankenschwester da und fragte, ob sie meinen Sohn heute Nacht bei sich im Kinderzimmer behalten sollten, ich bräuchte dringend Ruhe und eine Mütze Schlaf. Sprach's, nahm meinen Sohn und bevor ich groß antworten konnte waren sie weg.

Mich brachten sie in mein Zimmer, das ich mir mit zwei anderen Wöchnerinnen teilte. Eine davon, links von mir, schnarchte furchtbar, ich habe noch nie in meinem Leben einen Menschen so schnarchen hören. Die rechts von mir war noch (oder wieder) wach und bat mir sofort an, mir zu helfen wenn ich irgendetwas bräuchte. Ich nahm das alles wie durch einen Nebel wahr.

Kurze Zeit später kam die Kinderkrankenschwester mit meinem Sohn auf dem Arm herein. Die Dame links von mir wachte auf und wehrte sich mit Händen und Füßen, die Schwester solle bitte das Baby weg nehmen, das sei nicht ihres. Die Schwester lachte nur und sagte, zu ihr wolle sie auch gar nicht.
Dann legte sie mir meinen Sohn auf die Brust und teilte mir mit, dass er nun in die Kinderklinik müsse. Sein Zuckerwert sei zu niedrig, leider auch nach dem Fläschchen was sie ihm gegeben hatten. Ich solle mir aber keine Sorgen machen. Sprach's, nahm mir meinen Sohn wieder weg und weg waren sie. Ich blieb zurück in meinem Nebel und der Satz, dass mein Sohn in die Kinderklinik müsse hallte in meinem Kopf nach.

Früh morgens kam die Nachtschwester wieder und wollte wissen ob ich auf Toilette müsse. Ich verneinte. Sie sagte, wir würden es trotzdem mal versuchen denn theoretisch müsste meine Blase voll sein, ich solle mich aufsetzen, sie würde mit mir ins Bad gehen. Ich setzte mich mühsam auf, mir tat alles weh. Ich hob das linke Bein aus dem Bett, Ohrenrauschen, mir wurde schwarz vor Augen. Das nächste an was ich mich wieder erinnere ist, dass ich in meinem Bett liege, Kopf unten, Beine oben. Die Nachtschwester guckt mich an und sagt, dass das ja wohl nichts war. Dann bringt sie mir eine Bettpfanne. Pinkeln konnte ich dennoch nicht. Zwei Stunden später bekomme ich einen Blasenkatheter. Prostmahlzeit... Ich bin fix und fertig, kann nicht aufstehen, nichtmal aufrecht sitzen. Mein Sohn liegt unten in der Kinderklinik. Die Tränen laufen.

Kurz darauf ist mein Mann da und ich erzähle ihm alles. Immer wieder döse ich weg, er bleibt zunächst an meinem Bett. Immer wieder wird mir Blut abgenommen, mein HB-Wert fällt weiter.

Irgendwann kommt meine Schwägerin, nimmt mich in den Arm, ich heule. Dann geht sie zusammen mit meinem Mann zu unserem Sohn. Inzwischen ist es Mittag, aufstehen bzw. sitzen kann ich immer noch nicht. Die Schwestern versuchen es immer wieder. Immer mit dem selben Ergebnis: Ohrenrauschen, schwarz vor Augen, pochender Kopfschmerz. Ich will es unbedingt in diesen bescheuerten Rollstuhl schaffen - und schaffe es nicht. Ich kann nicht zu meinem Sohn.

Schatz hat unserem Sohn die Flasche gegeben, er war grade richtig zur Essenszeit unten. Nachmittags geht er wieder runter, leider wieder ohne mich. Ich bitte ihn und meine Schwägerin, Foto's zu machen. Jede Menge Foto's. Stattdessen überreden sie die zuständige Kinderkrankenschwester, dass sie den Kleinen zu mir hoch bringen dürfen. Das geht normalerweise gar nicht weil Regeln und so. Heute ist zum Glück wenig los, sodass die Schwester Zeit hat. Zudem hat einer der Ärzte Dienst, den man sowas schon fragen kann. Samstag Nachmittag halte ich also meinen Sohn wieder in den Armen. Dass ich geheult habe wie ein Schlosshund brauche ich glaube ich nicht zu erwähnen. Leider nur eine halbe Stunde, dann muss die Schwester wieder runter - und mit ihr mein Sohn.
Auch abends schaffe ich es nicht, mich aufzusetzen. Deswegen rät mir der Arzt zu einer Bluttransfusion. Ich bin fix und fertig, mein Mann nicht mehr da (der Arzt kam erst um 22 Uhr) und kaum im Stande einen klaren Gedanken geschweige denn diese Entscheidung zu treffen. Ich lehne ab, sage wir warten mal morgen noch ab. Der Arzt ist nicht zufrieden, geht und kommt kurz darauf wieder. Er habe mit seiner Oberärztin gesprochen, wir müssen etwas machen, deswegen würden sie mir gerne eine Eisen-Infusion geben. Ok, alles klar. Abends um 23 Uhr läuft die Eisen-Infusion in meinen Arm.

Sohnemann hängt immer noch an der Zucker-Infusion, die Werte sind aber stabil. Die Ärzte konnten die Dosis bereits senken und morgen wollen sie die Zeitabstände zwischen den Infusionen verlängern. Er trinkt fleißig seine Fläschchen und sonst geht es ihm wirklich gut.  

Sonntag Vormittag steht eine Ärztin da. Mein HB-Wert sei nun mit 5,2 sehr kritisch. Sie erklärt mir, dass ab einem Wert von 5,0 bestimmte Hirnregionen absterben können. Und dass mir niemand versprechen kann, dass mein Wert nicht noch weiter fallen würde. Das ganze Ausmaß meines Blutverlustes würde erst jetzt sichtbar. Außerdem sagt die Ärztin, dass ich mich nach einer Bluttransfusion deutlich schneller erholen würde und entsprechend deutlich früher zu meinem Sohn könne. Bingo, damit hatte sie mich. Der Göttergatte war zum Glück auch schon da, wir entscheiden uns also für die Bluttransfusion. Mittags um 12 Uhr (passend zum Mittagessen - lecker) läuft die erste Transfusion in meinen Arm. Um 13:30 Uhr dann die zweite. Bereits von der ersten bilde ich mir ein, eine Besserung zu spüren. Nach der zweiten bin ich mir dann sicher: Keine Einbildung, mir geht es deutlich besser. Zwei Stunden später schaffe ich es in den Rollstuhl - und somit runter zu meinem Sohn.
Da an diesem Morgen außerdem die Milch eingeschossen ist - unfassbar was ein Körper alles leisten kann - fahren mich die Schwestern nun alle 4 Stunden runter in die Kinderklinik, dass ich meinen Sohn stillen kann.

Bei Mini-B. konnten die Ärzte die Zeitabstände zwischen den Infusionen tatsächlich verlängern. Ein Wert sackt etwas ab, aber nicht unter die "magische Grenze", außerdem fängt er sich nach dem Stillen sofort wieder. Alle weiteren Werte bleiben stabil. Morgen soll die Infusion dann ganz weg. Sein Zuckerwert wird weiterhin vor jeder Mahlzeit gemessen.

Montag geht es mir dann so gut, dass ich den Weg in die Kinderklinik zu Fuß gehen darf. Schatz ist früh morgens da und wir gehen gemeinsam runter. Der Weg ist recht weit und sehr anstrengend für mich, aber ich schaffe es ohne Schwindel oder Rauschen in den Ohren. Und weil das so ist und ich entsprechend auch wieder selbst auf Toilette kann wird mir der Blasenkatheter gezogen. Außerdem geht eine Schwester mit mir ins Bad, sodass ich mich endlich wieder richtig frisch machen und waschen kann. Herrlich.

Chacka, Mini-B. hat es geschafft, die Infusion ist weg, seine Werte bleiben stabil. Er muss trotzdem noch in der Kinderklinik bleiben, die Ärzte wollen ihn einen weiteren Tag beobachten und sicher gehen, dass der Zuckerwert gut bleibt.
Das Stillen klappt super, mit Sicherheit auch wegen der tollen Kinderkrankenschwester. Diese fackelt nicht lange, als Mini-B. beim ersten Anlegen motzt und nicht richtig saugen will bzw. es zu anstrengend findet. Kurzerhand legt sie ihn mir an und siehe da - klappt. Er hat kapiert, dass er sich etwas mehr anstrengen muss und ich weiß genau, wie ich ihn anlegen muss. 

Dienstag, 10. Mai, mir geht es sehr viel besser. Die Wege in die Kinderklinik schlauchen zwar noch, aber ich schaffe sie locker. Bereits gestern habe ich den ganzen Tag keinen Arzt angetroffen. Klar, alle 3 - 4 Stunden runter in die Kinderklinik, jeweils eine Weile weg. Ich gehe aber davon aus, dass sie mit meinem HB-Wert soweit zufrieden sind.

Schatz ist wieder früh morgens da, wir gehen gemeinsam zu unserem Sohn, ich lege ihn an. Und dann warten wir auf die Visite.
Mini-B. geht es prima, die Ärzte sind sehr zufrieden. Dennoch wollen sie ihn gerne noch einen weiteren Tag dort behalten. Wir sind etwas enttäuscht, sagte doch die tolle Kinderkrankenschwester, er dürfe bestimmt Heim, alle Werte seien absolut stabil. Da die Ärztin uns aber dazu rät, ihn noch dort zu lassen stimmen wir zu. Sie sagt aber, dass sein Zuckerwert nun nur noch alle 2 Mahlzeiten gemessen wird. Außerdem werden sie heute noch die U2 sowie den Hörtest machen.

Dienstag mittag werde ich immer unzufriedener, ich will nach Hause. Die Wege in die Kinderklinik sind weit, zu Hause habe ich es deutlich entspannter. Schatz und ich entscheiden uns dazu, nochmals mit dem Kinderarzt zu sprechen. Wir sagen ihm, dass wir gerne heute nach Hause gehen würden. Er ist wenig begeistert, hat er doch die U2 noch nicht gemacht und eigentlich in 20 Minuten Feierabend. Er bespricht sich kurz mit seiner Oberärztin, kommt, macht die U2 (was ja wirklich schnell geht) drückt mir das Vorsorge-Heft in die Hand und wünscht uns alles Gute. Mini-B. ist entlassen.
Während der Göttergatte den Kleinen umzieht gehe ich hoch auf mein Zimmer und teile der Schwester mit, dass ich heute nach Hause möchte. Diese macht große Augen und telefoniert mit der Ärztin. Nein, sie lasse mich noch nicht gehen, sie wollen morgen Früh nochmals meinen HB-Wert kontrollieren. Ich sage, das können sie doch auch jetzt schon machen. Nein, morgen Früh. Ich sage, dass mein Sohn entlassen wurde, was denn dann mit ihm sei, ich könne ihn ja schlecht mit seinem Papa nach Hause schicken da ich stillen würde. Die Schwester sagt nur, dass sie das einsehe. Und weiter, dass sie mich ja nicht zwingen können hier zu bleiben. Aber sie würden es mir dringend raten.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe mich schließlich selbst entlassen und musste unterschreiben, dass ich die Klinik gegen ärztlichen Rat verlasse. Mir egal, ich wollte einfach nur Heim.

Und so sind wir am Dienstag Abend um 20:30 Uhr endlich zu Hause.

Donnerstag, 2. Juni 2016

Geburtsbericht - Teil I

Ursprünglich war der "Plan" für die Geburt ja folgender: Es sollte Freitag nachmittags so ab 15 Uhr los gehen mit den ersten heftigen Wehen, dann würden wir so gegen 16 Uhr im Krankenhaus sein und bis abends / nachts wäre der Zwerg dann da. Baby und ich sollten dann eine Nacht im Krankenhaus bleiben, mein Mann würde nach Hause fahren, gemütlich essen und sich nochmal schön ausschlafen. Dann würde er uns Samstag so gegen 10 Uhr abholen. So zumindest der - natürlich nicht ganz ernst gemeinte - Wunsch-Ablauf meines Mannes.

Interessant ist ja, dass er damit - zumindest was den ersten Teil betrifft - gar nicht sooo falsch lag.

Noch kurz vorweg: Ich habe lange überlegt und mich schließlich bewusst dazu entschieden, nichts weg zu lassen. Inkl. den Tagen davor, welche zwar nichts mit der eigentlichen Geburt an sich zu tun haben, für mich aber eben irgendwie doch dazu gehören. Wem es zu lang ist: Ab dem 06. Mai geht's dann ans Eingemachte ;)

Am Dienstag, 03. Mai hatte ich an 39+3 den letzten offiziellen Vorsorge-Termin bei meiner Frauenärztin. Auf dem CTG waren Wehen zu sehen, sogar schon recht regelmäßig. Auch der Muttermund war bereits bei 3 cm, was laut Gyn ein toller Befund sei. Meine Gyn gab mir dann eine Überweisung ins Krankenhaus mit, Kontroll-CTG am Donnerstag (Feiertag) und dann ggf. Einleitung der Geburt. Auf Grund des Abdomen-Befundes von Knirpsi wollte sie mich nicht über Termin gehen lassen, außer das Krankenhaus sei sich absolut sicher dass das kein Problem sei. Aber das könne ich ja Donnerstag alles direkt im Krankenhaus besprechen.

Den Dienstag über hatte ich dann den ganzen Tag noch recht regelmäßige Wehen. Zwar noch keine wirklich starken, aber immerhin. Als ich meinem Mann davon erzählte sagte er nur, dass das noch nicht ginge, er habe am Mittwoch noch einen wichtigen Geschäftstermin. Gegen Abend waren die Wehen dann wieder komplett weg und auch die Nacht blieb vollkommen ruhig.

Am Mittwoch, 04. Mai kam dann meine Hebamme nochmal zur geburtsvorbereitenden Akupunktur vorbei. Sie stach sämtliche "Wehen-Punkte" mit und gab mir außerdem noch Globuli (Caulophyllum, falls es wen interessiert), die ich alle 15 Minuten nehmen könne. Vielleicht würden wir den Zwerg ja so auf sanfte Art und Weise dazu bringen, ausziehen zu wollen. Sie sagte noch, dass es kein Wunder sei dass ich keine Wehen mehr habe, nachdem mein Mann sagte heute ginge es noch nicht. Was man Unterbewusst so alles aufnimmt... Ich hatte mir da gar keine weiteren Gedanken drüber gemacht, denn wenn es so gewesen wäre dass der Zwerg Mittwoch gekommen wäre dann wäre mein Mann da gewesen. So viel ist sicher.
Im weiteren Gespräch nahm meine Hebi mir dann noch meine Angst vor einer eventuellen Einleitung, die ich bis dahin hatte. Somit war ich wieder völlig entspannt und ruhig und harrte der Dinge die da kamen.

Donnerstag, 05. Mai musste ich dann zum Kontroll-CTG ins Krankenhaus. Ich kam direkt ans CTG und nach geschlagenen 5,5 Stunden dann auch endlich zur Ärztin. CTG war super, nur leider auch heute ohne Wehen. Wegen einer möglichen Einleitung wolle sie sich am Freitag mit ihrem Oberarzt besprechen und würde mich dann anrufen.

Am Freitag, 06. Mai klingelte dann gleich um kurz nach 8 mein Handy, Schatz und ich saßen grade am Frühstück. Die Ärztin von gestern war dran. Nach Beratung mit ihrem Oberarzt solle ich bitte heute ins Krankenhaus kommen. Es wird eingeleitet, denn der Oberarzt sagte bei künstlicher Befruchtung solle man sowieso nicht über Termin gehen. Da Schatz und ich um 10 noch einen Termin hatten den wir gerne wahrnehmen wollten fragte ich die Ärztin, ob das mittags auch noch reichen würde (Äh hallo, ihr Gesicht hätte ich mal zu gerne gesehen...) und wir einigten uns darauf, dass ich um 13 Uhr im Kreißsaal sein würde.
Gesagt - getan. Um 12:47 Uhr trafen wir uns mit meiner Schwägerin, die bei der Geburt dabei sein würde, vor dem Krankenhaus und machten uns auf den Weg in den Kreißsaal. Bevor wir klingelten musste ich erst nochmal pipi. Und dann stand auch schon eine Hebamme da.
Sie hängte mich auch gleich ans CTG, ich durfte noch ein Formular ausfüllen und Schatz besorgte mir zwischenzeitlich noch etwas zu essen. Nach gut 30 Minuten CTG ging es weiter ins Arztzimmer, wo die Ärztin bereits auf uns wartete. CTG super, aber wieder keine Wehen zu sehen. Sie schallte Knirpsi nochmal kurz, hauptsächlich wohl um sich zu vergewissern wie er liegt. Dann klärte sie mich über die Einleitung auf, die mit einem Vaginal-Gel (keine Ahnung mehr wie das hieß) erfolgen sollte das direkt auf den Muttermund aufgetragen wird. Dann bekam ich noch einen Zugang gelegt und schon ging es ab in den Kreißsaal.

Dort lernte ich dann "meine" Hebamme kennen. Sie brachte uns in den Erd-Kreißsaal (im Krankenhaus haben sie 4 Kreißsäle - Wasser, Erde, Feuer und Luft), ich durfte mich umziehen - ich hatte die Wahl zwischen einem sexy Krankenhaus-Hemd und meinem mitgebrachten Nachthemd zum Knöpfen - und ins Bett legen. Bevor nun die Ärztin wieder kam durften wir nochmal umziehen in den Luft-Kreißsaal und dann war es auch schon so weit - die Ärztin kam, tastete noch eben den Muttermund (ca. 3 cm) und trug das Gel auf. Inzwischen war es kurz vor 14:30 Uhr. Sie sagte noch, dass das kein unreifer Befund mehr sei und dann war sie auch schon wieder weg.
Die Hebamme hängte mich wieder ans CTG und sagte, wir sollen uns nicht darauf einstellen, dass sich innerhalb der nächsten Stunde etwas tut. Sie denke erfahrungsgemäß nicht, dass das Baby noch heute auf die Welt kommen würde.

Nach ca. 5 Minuten hatte ich die ersten leichten, aber regelmäßigen Wehen. Nach gut 30 Minuten kam die Hebamme wieder, kabelte mich vom CTG ab und sagte, wir dürfen gerne runter oder raus gehen, essen, trinken, was auch immer. Nur eben das Krankenhausgelände nicht verlassen und spätestens um 18:30 Uhr sollten wir wieder im Kreißsaal sein zum nächsten CTG. Da es herrliches Wetter war zog ich mich an und wir gingen raus. Kaum draußen angekommen wurden die Wehen stärker, ich wollte zurück in den Kreißsaal, draußen rumlaufen ging gar nicht. Den Weg zurück schaffte ich nur in Etappen, immer wieder musste ich mich hinsetzen. Endlich wieder im Kreißsaal wollte ich mich nur ins Bett legen, das war am angenehmsten für mich. Die Hebamme nahm es mit Wohlwollen zur Kenntnis, dass wir so schnell wieder da waren. Bei anderen, sagte sie, hätten die Wehen auch wieder aufgehört. Dass sie stärker wurden sei ein gutes Zeichen. Ich lag nicht allzu lange im Bett, ich schätze es war ca. 15:30 Uhr, da verlangte ich nach einem Kotzeimer und meine Schwägerin klingelte der Hebamme. Diese guckte mich erstaunt an und sagte etwas von "Frau B., Sie legen aber schon gut los, oder wie?!", dann stöpselte sie mich wieder ans CTG an. Außerdem wollte sie mir gerne eine Buscopan geben, diese würde entkrampfen und sich deswegen meist positiv auf den Muttermund auswirken. Ich wollte keine Schmerzmittel und lehnte ab.

Nach einer halben Stunde (zumindest gefühlt, ab jetzt hab ich es nicht mehr so mit der Zeit) möchte ich gerne aufstehen. Aufsitzen. Mich drehen. Irgendwas. Ich halte es nur auf der rechten Seite liegend nicht mehr aus. Deswegen klingelt meine Schwägerin der Hebamme, dass sie das CTG wieder abmacht. Dadurch dass ich mich wieder etwas bewegen kann komme ich mit den Wehen deutlich besser klar. Die Hebamme tastete noch nach dem Muttermund, was zu diesem Zeitpunkt verbunden mit den Wehen echt weh tat. Ca. 3-4 cm, allzu viel hatte sich also noch nicht getan. Und ich gebe zu, ich war etwas enttäuscht. Die Hebamme riet mir erneut zu einer Buscopan, sagte mir nochmals, dass diese entkrampfend und sich positiv auf den Muttermund auswirken würden. Sie hielt mich dann noch dazu an, die Wehen richtig und tief in den Bauch zu veratmen. Nase ein, Mund aus. Dann war sie auch wieder weg.

So lag ich dann eine Weile da, die Augen geschlossen, Wehen veratmend und ganz bei mir. Mein Mann war da, meine Schwägerin war da. Und beide gaben mir so ein tiefes Gefühl der Sicherheit, dass ich mich schlicht nur auf mich und unser Baby konzentrieren konnte. Sie ließen mich in Ruhe, aber sie waren da wenn ich sie brauchte und hielten mich ab und zu dazu an, etwas zu trinken.
Manchmal kam es vor, dass ich beim Veratmen aus dem Rhythmus kam. Oder der Meinung war, ich könne die Wehen nicht mehr veratmen. Und jedes einzelne Mal war meine Schwägerin sofort an meinem Bett, hielt meine Hand, sprach mir Mut zu und veratmete ein paar Wehen mit mir bis ich wieder ruhig und ganz bei mir war. Außerdem riet sie mir nach einer Weile dazu, die Buscopan zu nehmen - was ich dann auch tat.

Eine gewisse Zeit später musste ich auf's Klo, der Weg kam mir ewig vor und für den Rückweg musste ich erstmal "Kraft sammeln". Als ich dann endlich wieder im Bett lag, sagten mein Mann und meine Schwägerin, jetzt wären sie dann gekommen um zu schauen wo ich sei, ich sei recht lange weg gewesen. Mir kam es gar nicht so lange vor. Dann kam die Hebamme erneut. Sie wollte mir gerne einen Einlauf verpassen, so hätte das Köpfchen mehr Platz im Becken. Ich stimmte zu. Vorher tastete sie nochmal den Muttermund - ca. 5 cm. Immerhin.
Dann verpasste sie mir den Einlauf und sagte noch, ich solle mich am Besten gleich an den Bettrand setzten, denn aus Erfahrung müsste ich dann bei der nächsten Wehe dringend auf's Klo. Und so war es auch. Insgesamt 3x "rannte" ich auf's Klo, beim 3. Mal dann spürte ich einen starken Druck nach unten, außerdem blutete ich. Darauf hatte mich die Hebi aber schon vorbereitet und so erschrak ich nicht darüber, im Gegenteil. Das war ein gutes Zeichen.

Wieder im Kreißsaal durfte ich nun in das große Kreißsaal-Bett umziehen. Offenbar war sich die Hebi nun doch sicher, dass ich nicht mit Bett auf Station musste ;)

Ab jetzt ging es ruck zuck.

Ich lag wieder im Bett, der Druck nach unten wurde immer größer. Auf einmal wurde es ganz warm und nass zwischen meinen Beinen, die Fruchtblase war geplatzt. Die Hebi kam, guckte nach, bestätigte dass es eindeutig der Blasensprung war, hängte mir eine Infusion an und ging wieder.
Kurz darauf merkte meine Schwägerin, dass ich mich während der Wehen deutlich stärker am Bett festkrallte und mich anders verhielt als bisher. Sie klingelte erneut nach der Hebamme. Diese kam, guckte nach - und hatte auf einmal Stress. Hektisch suchte sie ihr Telefon, rief die Ärztin an sie möge doch bitte dringend und sofort zur Geburt in Kreißsaal 2 kommen. Die Ärztin war leicht erstaunt, sagte, dass sie mich doch eben erst noch im Gang gesehen hätte.

Der Drang zu Pressen war gewaltig, die Hebamme lies mich machen. Kurz die Anweisung, ich sollte beim Pressen einen runden Rücken machen und den Kopf zur Brust nehmen, dann war auch schon die Ärztin da. Schatz und Schwägerin stellten sich zu mir an den Kopf, Schatz streichelte mir selbigen in den kurzen Wehenpausen, was unglaublich beruhigend war. Hebamme und Ärztin stellten jeweils einen meiner Füße in ihre Hüften und ich presste. Die Hebamme stützte meinen Damm mit einem warmen Waschlappen, teilte mir mit dass sie schon jede Menge Haare gesehen habe und ob ich mal fühlen wollte. Ich lehnte dankend ab, wollte dann aber wohl noch wissen welche Farbe die Haare haben. (Daran kann ich mich  nicht mehr erinnern, das erzählte mir meine Schwägerin - echt skurril. Generell fragte mich die Hebamme wohl mehr, als ich mitbekommen hatte - im Nachhinein tat sie mir tatsächlich ein bisschen Leid, weil ich ihr kaum geantwortet habe)

Die Ärztin "ermahnte" mich nochmals freundlich dazu, durch den Schmerz durch zu pressen, immer weiter und weiter.

Während der dritten oder vierten Presswehe riefen Ärztin und Hebamme auf einmal: "Nicht mehr pressen, nicht mehr pressen." Ich hielt erstaunt inne, guckte - und da war er. Unser Sohn. Ich sah ihn da liegen, winzig, zerknautscht und wunderschön. Ich schaute meinem Schatz ins Gesicht, sagte unser Sohn sei da und wir alle heulten. Alle Geburtsschmerzen waren auf einmal weg, ich nahm kaum was von dem wahr, was um mich herum passierte. Meine kleine Welt schien für einen Moment still zu stehen. Unser Sohn war geboren. Ich hatte ihn geboren. Es war überwältigend.
Dann bekam ich meinen brüllenden Sohn auch schon auf die Brust gelegt und Schatz wurde gefragt ob er die Nabelschnur durchschneiden wollte. Da er nicht wollte übernahm dies meine Schwägerin, Schatz und ich küssten uns immer wieder und bewunderten unseren kleinen Sohn. Er war so warm und weich und ich weiß noch genau, wie er gerochen hat.

Für mich war es eine wunderschöne und - bis hierhin - rundherum perfekte Geburt und ich bin sehr froh und einfach nur dankbar für diese Erfahrung - und für unseren gesunden, atemberaubenden und auf seine Weise absolut perfekten Sohn 



Danach lief es dann leider nich mehr so rund, dazu dann aber mehr im 2. Teil. Denn auch vom Gefühl her habe ich die Erlebnisse in zwei Teile geteilt, sodass ich mir diese wunderschöne Geburt genau so erhalten kann.