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Mittwoch, 6. August 2014

Von Findlingen und Kieselsteinen

Es gab mal eine Zeit, da war alles leicht. Auch wenn mal etwas nicht ganz so leicht war, war das kein Weltuntergang. Es war dann einfach so. Und es wurde schließlich auch wieder anders. Das wusste man. Manchmal liegen eben Kieselsteine auf dem Weg. Manchmal auch etwas größere. Das war ok. Es gab eben auch einfach mal Tief's. Da musste man durch. Meistens nahm man selbst Findlinge nicht als solche war. Es waren eben noch etwas größere Kieselsteine. Alles kein Problem.

Wenn mal eine Tür geklemmt hat hat man es eben nochmal probiert. Und dann noch ein bisschen fester gerüttelt. Nur um ganz sicher zu gehen dass diese Tür im Moment eben verschlossen ist. Ging sie wirklich und tatsächlich auch mit fast roher Gewalt nicht auf wurde das eben so akzeptiert. Aber es war nicht schlimm. Nicht wirklich. Es nahm einem nicht den Mut. Man entschied sich eben für eine andere Tür. Mit der tiefen Gewissheit dass diese Tür eben im Moment die besser Wahl ist.

Man kämpfte sich unbeirrt und voller Mut und Zuversicht durch die Täler weil man immer wusste dass es auch wieder bergauf geht. Das wusste man einfach. Und wenn man dann wieder oben auf dem Berg stand und zurück in das Tal geschaut hat war man stolz. Und stärker. Man hatte die Herausforderung angenommen. Sie hat einen stärker gemacht. Sie hat einen weiter gebracht. Man ist an ihr gewachsen. Und so war es jedes einzelne Mal. Man hat die Zeit auf dem Berg genossen. Solange sie eben anhielt. Und dann hatte man wieder genug Kraft um das nächste Tal zu durchqueren.

Irgendwann hat diese Zeit aufgehört. Ich weiß nicht genau wann das war. Jedenfalls ist sie vorbei.

In der Zwischenzeit wird aus jedem Kieselstein ein Findling. Ein riesengroßer, gigantischer Findling. Der komplett den Weg versperrt. Komplett. Man kann nicht drüber klettern und daran vorbei kommt man auch nicht. Nein, man versucht es gar nicht erst. Man bleibt davor stehen und gibt auf.

Wenn die Tür nur ein kleines bisschen klemmt und bei der kleinsten Berührung nicht sofort aufgeht lässt man es. Aber es ist nicht mehr so dass man sich dann eben eine andere Tür sucht. Nein, es ist eher so dass man vor dieser Tür steht, nur diese eine Tür sieht und nach dem Warum sucht. Man bleibt stehen und gibt auf.

Die Täler scheinen endlos lang und noch trostloser, den Weg zurück auf den Berg findet man nicht. Nein, man sucht ihn erst gar nicht. Denn da sind ja so viele Findlinge. Verschlossene Türen. Es geht einfach garantiert nicht mehr aufwärts. Man sitzt hier fest. Für immer. In diesem beschissenen, trostlosen Tal. Man gibt auf.

Und dann hadert man mit sich selbst. Weil man weiß dass das mal anders war. Weil man mit Findlingen und verschlossenen Türen und Tälern mal komplett anders umgehen konnte. Anders umgegangen ist. Und dann hat man noch weniger Mut. Man fühlt sich noch schwächer. Noch verwundbarer. Noch unfähiger. Man erinnert sich kaum noch an all die Hürden die man überwunden hatte. Man weiß nicht mehr wie es sich anfühlt ein Tal durchquert zu haben, auf dem Berg zu stehen, die Aussicht zu genießen und die frische Luft tief einzuatmen. All die "Siege" die man errungen hat zählen nicht mehr. Man erinnert sich einfach nicht mehr an das schöne Gefühl. Den Mut. Die Stärke. Die Zuversicht. Die Hoffnung. Das Vertrauen.

Was bleibt ist Angst. Zweifel. Hoffnungslosigkeit. Selbsthass. Mutlosigkeit. Schwäche.

Ich will aufstehen. Ich will Findlinge wieder in Kieselsteine verwandeln können. Ich will wieder so lange an Türen rütteln bis sie entweder doch aufgehen oder ich dann eben eine andere Tür wähle. Ich will mich aus meinem verdammten Tal rauskämpfen. Ich will wieder auf dem Berg stehen.

Ich will schlicht das Leben wieder leben, genießen und akzeptieren können, so wie es eben kommt. Ich will diese Gewissheit zurück. Die Gewissheit, dass alles Sinn macht wie es kommt. Die Gewissheit, dass letztlich alles gut wird. Die Zuversicht. Das Vertrauen. Das Vertrauen in mich. Das Vertrauen in meine Stärke. Das Vertrauen in die Welt.

Und dann, irgendwann, will ich auf dieses Tal zurück blicken, mir meiner Stärke bewusst sein und voller Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft schauen. Mit dem Wissen, dass das nächste Tal bestimmt kommt. Und mit der Gewissheit, dass ich es auch durch dieses und alle kommenden Täler schaffen werde. Und dass am Ende eben doch alles gut wird.

12 Kommentare:

  1. Meine liebe J.B.,
    das hast du wieder einmal sehr schön geschrieben!♥
    Ich weiß, wie schwer es ist, wenn sich nur diese einzige Tür nicht öffnen lässt, durch die man doch so gerne gehen möchte! Wie schwer es ist, einen Berg zu erklimmen, der voller hoher Felsen ist! Wie schwer es ist von irgendwo her die Kraft dafür zu nehmen! Denn bis jetzt bin ich auch immer nach kurzer Strecke wieder hinunter gefallen! Aber ich glaube daran, dass auch ich eines Tages von dem Berg in das Tal schauen kann und genauso bin ich mir sicher, dass auch du eines Tages auf einen Berg stehen wirst und du den Ausblick in das Tal genießen kannst. Du wirst schon sehen! Und bis dahin wünsch ich dir ganz viel Kraft!♥

    *knuddel dich*

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    1. Carina, danke! ♥ Wir schaffen das schon!

      Knuddel dich zurück!!!

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  2. Süße...
    Grundsätzlich ist es ja leider so, dass uns in dieser einen speziellen Situation nicht sonderlich viel Türen übrig bleiben, an denen wir rütteln können.
    Und das mit den Steinen sagst du auch richtig - man hat das Gefühl sie werden größer. Aber irgendeinen Trick gibt es. Kennst du das von Früher? Du sitzt an diesem verdammten Spiel und probierst hundert Mal diesen Stein mit deinem Fuß kaputt zu hauen und findest nach dem einhundertundfünften Mal heraus, dass es eine ganz simple Tastenkombination ist. Wir kriegen das hin! Wir finden diese Kombination und dann üben wir die und falls du später im Spiel wieder abstürzt, dann kannst du schon mal diese Hürde schaffen, weil du ja jetzt weißt wie´s geht.
    Du wirst nicht daran verzweifeln, das versprech ich dir! Warum? Weil ich es auch nicht werde!
    Es wird irgendwann gut werden. Gib nicht auf...vor allem gib nicht auf dein Leben zu leben und zu genießen...denn wenn du in den kleinen Dingen Kraft sammelst, dann wirst du stärker, kriegst wieder mehr Vertrauen und auch wieder Hoffnung. Denn du bist stark! Ja das bist du kleine Powerfrau auch wenn du dich vielleicht momentan unpässlich fühlst ;)
    Dicken Kuss

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    1. Stimmt, stark fühle ich mich derzeit wirklich nicht. Nein, überhaupt nicht.

      Dann hoffe ich mal, dass wir die Tastenkombination in diesem Spiel vielleicht schon beim 99 Mal herrausfinden. Aber selbst wenn es erst beim 135 Mal ist - hauptsache wir finden sie.

      Dicken Kuss zurück ♥ ♥

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  3. "Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen."
    Das sagte schon einst mein guter alter Kumpel Goethe.
    Und glaube mir, er wusste wovon er sprach.
    Vielleicht hilft es dir zu akzeptieren, dass du derzeit nicht jeden Stein beiseite schaffen kannst?
    Wenn du dir erlaubte dich der Steine zu bedienen und dir zu Nutze zu machen und wenn sie dich deswegen auch gar nicht mehr stören, sondern dir helfen etwas Großes zu schaffen, dann ist das jetzt in diesem Moment wohlmöglich eine Sichtweise, die dich weniger erschreckt?
    Siehst du die vielen Steine, die da kreuz und quer auf deinem Weg liegen und dich daran hindern ungestört weiter zu laufen?
    Oder siehst du die vielen, ganz unterschiedlich großen und schweren Steine, die da extra für dich bereit liegen, ja sogar auf dich warten, damit du sie behutsam aufhebst und etwas Tolles daraus baust?
    Du brauchst dich gar nicht abrackern. Du musst sie nur als Elemente, die zu deinem Leben gehören, akzeptieren, sie nicht verstoßen, sondern integrieren und dann wirst du vielleicht erkennen, dass das schon so seinen Sinn hatte, dass sie dort auf dich warteten.
    Ich wünsche es dir.
    Und denke immer daran: Es ist immer alles eine Frage der Perspektive!
    ❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️

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    1. Alles eine Frage der Perspektive. Damit hast du Recht. Mal wieder :)

      Und ich hatte, wie gesagt, mal eine komplett andere Sicht auf die Dinge. Eine andere Perspektive. Und die will ich wieder zurück. Ich schaffe es aber nicht. Zumindest derzeit nicht. Meine Perspektive ist im Moment ein wenig sturer wie ich und lässt sich einfach nicht ändern. Nicht um viel.

      Und das ist das wirklich Schwierige daran: Die Perspektive zu ändern. Aber: Ich gebe mir Mühe. Und irgendwann wird das schon noch werden. Bzw. wieder.

      ♥ ♥ ♥ ♥ ♥

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  4. Mensch, jetzt sind die anderen mir schon zuvor gekommen - da erscheine ich doch nur noch halb so schlau!! :-)

    Wenn die Türe klemmt und Du sie auch mit ganz viel Kraft nicht auf bekommst, dann kletterst Du einfach zum Fenster raus - einen Weg gibt es IMMER!! Und wenn Dir dieser dicke, fette, riesige Stein im Weg liegt, dann gräbst Du Dich einfach unter ihm hindurch - einen Weg gibt es IMMER!!

    Hey, gib bloß nicht auf!! Steck den Kopf nicht in den Sand, auch wenn Dir alles noch so aussichtslos erscheint - das ist es nicht!! Du darfst ein Tief haben, aber vergiss nicht, Dich dabei auf das darauffolgende Hoch zu freuen und dieses zu genießen. Blöderweise besteht das Leben nicht immer nur aus pinkem Glitzer, ich habe auch echt lange gebraucht, um dahinter zu kommen. Aber ich gebe mich auch mit lila oder rotem Glitzer zufrieden :-) Liebe J.B. - fühl Dich megafest gedrückt, alles wird gut!! Dafür haben wir doch uns!!! ♥

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    1. Meine liebe Kitty, selbst wenn deine Antwort die zig Millionste wäre würde ich mich megamäßig drüber freuen und sie unbedingt lesen wollen!! Und schlau bist du so oder so :)

      Stimmt - wir haben ja uns! Also kann eigentlich alles nur gut werden :)

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  5. Ich bin wie immer ein paar Tage zu spät :( Es ist alles gesagt, und daher drück ich dich einfach ganz fest!!

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  6. Alles wird irgendwann gut. Auch, wenn das Ende vielleicht manchmal anders aussehen wird wie gedacht. Lass uns zuversichtlich bleiben :-)

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