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Montag, 22. August 2016

Von Kindesbeinen an

Mein Sohn ist noch kein halbes Jahr alt und schon geht es los.

"Nein, nicht weinen."
"Lachen. Komm, lach doch."
"Guck MICH an. Hier bin ich. Los, guck MICH an."
"Jetzt ist die Oma da / jetzt bist du bei der Oma, da wird nicht geweint."

Und so weiter, und so fort. Ich HASSE das. Er ist noch ein Baby. Das heißt einerseits, dass er das noch gar nicht versteht. Zum Glück. Das heißt aber auch andererseits, dass er jetzt schon "funktionieren" soll. Nicht zum Glück.

Hauptsächlich bekommt er diese und andere Sätze dieser Art von meiner Schwiegermutter zu hören. Ab und an auch von meinem Schwiegervater. Von meinen Eltern hab ich noch nichts in der Art gehört. Fairerweise muss ich aber dazu sagen, dass sie ihn deutlich weniger sehen.

Zurück zum eigentlichen Thema.

Wieso ist das so? Wieso muss schon ein Baby funktionieren? Wieso muss schon ein Baby tun, was man ihm sagt. Das ist doch schlimm.

Ich möchte nicht, dass Mini-B. so aufwächst. Ich möchte nicht, dass er auf die Idee kommt nur dann gemocht zu werden, wenn er funktioniert. Wenn er lacht obwohl ihm nach weinen zumute ist. Und wenn er der Oma seine volle Aufmerksamkeit widmet wann immer sie das möchte.

Ja, es ist gut möglich, dass ich auf diesem Ohr besonders hellhörig bin weil ich so aufgewachsen bin. Das kann sogar sehr gut sein.

Aber umso weniger möchte ich, dass Mini-B. auch so aufwächst.

Ich möchte, dass er weiß dass er geliebt wird. So wie er ist. Ob er gut drauf ist oder nicht. Ob er lacht oder weint oder tobt oder Späße macht oder durch die Gegend wütet. Ich möchte, dass er weiß dass er  geliebt wird. Bedingungslos. Mit all seinen Facetten, Gefühlen und Eigenheiten.

Und zwar immer.

Und dafür werde ich mich Notfalls auch mit allen anlegen, die meinem Sohn etwas anderes vermitteln.

3 Kommentare:

  1. Kommt mir schwer bekannt vor. :-((( In unserer Gesellschaft zählt doch echt der Leistungsmensch. Immer so sein zu müssen wie alle anderen und funktionieren. Ansonsten gibt's Druck oder Ausgrenzung. Das fängt bei den Kleinen mut den Themen "Durchschlafen" und "Abstillen" an. Wenn die Kleinen nicht nach 4 bis 5 Monaten durchschlafen, wird schon gefragt, was falsch läuft. Wenn man länger als ein halbes Jahr stillt, weil die Kleinen es noch brauchen, wird man ebenfalls schief angeschaut. Bei uns in der Schwiegerfamilie ist es das Thema Lebensmittelunverträglichkeiten,was als "neumodisches Zeug" abgehandelt wird. Ich habe auch Unverträglichkeiten und muss beim Essen dann zuschauen, weil Sahnetorten und Weizenprodukte für mich nix sind und leider auch keine Alternativen da sind, denn die schmecken ja nicht (laktosefrei ist angeblich eklig). Ich sehe es auch nicht ein mir jedes Mal was mitzubringen. Ich gucke schon aus Protest zu. Dies zeigt mir, dass es auch nicht wichtig ist, dass ich mich wohlfühle oder auch "meinen" Kuchen habe. Junior wird zukünftig vom Essen der Allgemeinheit ebenfalls ausgegrenzt sein und zuschauen müssen, da er ebenfalls schon jetzt Unverträglichkeiten hat. Aus Solidarität einen Kuchen für ALLE zu backen, gibt es nicht. Entweder ihr seid/esst/funktioniert so wie wir oder es gibt eben nix. Danke, tolle Message! Meine Liebe, lass dir nichts einreden. Du machst Alles bestens und euer Kleiner ist so wie er ist genau richtig. Er muss nichts leisten, um geliebt zu werden. Das war wohl in der Kindheit deiner/meiner Schwiegereltern anders. Früher musste man noch das machen, was die Leute von einem erwarten. Das ist heute oft genauso. Immer wird daran gedacht was die anderen von einem denken. Ich schließe mich davon in keinster Weise aus. Das bedrückt mich auch immer wieder. Aber ich glaube, wenn wir unseren Mäusen zeigen und sagen, dass wir sie lieben, egal was sie können oder auch nicht, ist das doch das Beste, was wir tun können. ❤

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    1. Ich bin auch so aufgewachsen. Als Kind gab es nur Zuneigung wenn man schön brav, ruhig und folgsam war. Sprich wenn man das gemacht hat was die Erwachsenen sagen und eben bequem war.
      Noch heute hängt mir das nach und ich stehe jetzt wieder an einem Punk, an dem ich das dringend alles aufarbeiten werde. Weil es sonst nicht weiter geht. Und das möchte ich nicht für meinen Sohn. Logisch ist ein Kind, was lacht und gut drauf ist immer "einfacher", handelbarer als eines, was wütend und tobt. Aber lieben... Ich liebe meinen Sohn bedingungslos. Ob er nun weint oder lacht. Und ich werde alles dafür tun, dass ich ihm nie, nie, nie das Gefühl geben werde, dass ich ihn nur dann liebe wenn er brav und artig ist. Denn... Siehe weiter oben ;)
      Wir haben hier in der Familie übrigens auch jemanden mit Laktose-Intoleranz. Hier wird immer so gebacken, dass sie auch davon Essen kann. Ist eigentlich selbstverständlich, finde ich.
      Ich drück dich, du Liebe ❤

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  2. Dicker Drücki zurück. ❤

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