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Donnerstag, 2. Juni 2016

Geburtsbericht - Teil I

Ursprünglich war der "Plan" für die Geburt ja folgender: Es sollte Freitag nachmittags so ab 15 Uhr los gehen mit den ersten heftigen Wehen, dann würden wir so gegen 16 Uhr im Krankenhaus sein und bis abends / nachts wäre der Zwerg dann da. Baby und ich sollten dann eine Nacht im Krankenhaus bleiben, mein Mann würde nach Hause fahren, gemütlich essen und sich nochmal schön ausschlafen. Dann würde er uns Samstag so gegen 10 Uhr abholen. So zumindest der - natürlich nicht ganz ernst gemeinte - Wunsch-Ablauf meines Mannes.

Interessant ist ja, dass er damit - zumindest was den ersten Teil betrifft - gar nicht sooo falsch lag.

Noch kurz vorweg: Ich habe lange überlegt und mich schließlich bewusst dazu entschieden, nichts weg zu lassen. Inkl. den Tagen davor, welche zwar nichts mit der eigentlichen Geburt an sich zu tun haben, für mich aber eben irgendwie doch dazu gehören. Wem es zu lang ist: Ab dem 06. Mai geht's dann ans Eingemachte ;)

Am Dienstag, 03. Mai hatte ich an 39+3 den letzten offiziellen Vorsorge-Termin bei meiner Frauenärztin. Auf dem CTG waren Wehen zu sehen, sogar schon recht regelmäßig. Auch der Muttermund war bereits bei 3 cm, was laut Gyn ein toller Befund sei. Meine Gyn gab mir dann eine Überweisung ins Krankenhaus mit, Kontroll-CTG am Donnerstag (Feiertag) und dann ggf. Einleitung der Geburt. Auf Grund des Abdomen-Befundes von Knirpsi wollte sie mich nicht über Termin gehen lassen, außer das Krankenhaus sei sich absolut sicher dass das kein Problem sei. Aber das könne ich ja Donnerstag alles direkt im Krankenhaus besprechen.

Den Dienstag über hatte ich dann den ganzen Tag noch recht regelmäßige Wehen. Zwar noch keine wirklich starken, aber immerhin. Als ich meinem Mann davon erzählte sagte er nur, dass das noch nicht ginge, er habe am Mittwoch noch einen wichtigen Geschäftstermin. Gegen Abend waren die Wehen dann wieder komplett weg und auch die Nacht blieb vollkommen ruhig.

Am Mittwoch, 04. Mai kam dann meine Hebamme nochmal zur geburtsvorbereitenden Akupunktur vorbei. Sie stach sämtliche "Wehen-Punkte" mit und gab mir außerdem noch Globuli (Caulophyllum, falls es wen interessiert), die ich alle 15 Minuten nehmen könne. Vielleicht würden wir den Zwerg ja so auf sanfte Art und Weise dazu bringen, ausziehen zu wollen. Sie sagte noch, dass es kein Wunder sei dass ich keine Wehen mehr habe, nachdem mein Mann sagte heute ginge es noch nicht. Was man Unterbewusst so alles aufnimmt... Ich hatte mir da gar keine weiteren Gedanken drüber gemacht, denn wenn es so gewesen wäre dass der Zwerg Mittwoch gekommen wäre dann wäre mein Mann da gewesen. So viel ist sicher.
Im weiteren Gespräch nahm meine Hebi mir dann noch meine Angst vor einer eventuellen Einleitung, die ich bis dahin hatte. Somit war ich wieder völlig entspannt und ruhig und harrte der Dinge die da kamen.

Donnerstag, 05. Mai musste ich dann zum Kontroll-CTG ins Krankenhaus. Ich kam direkt ans CTG und nach geschlagenen 5,5 Stunden dann auch endlich zur Ärztin. CTG war super, nur leider auch heute ohne Wehen. Wegen einer möglichen Einleitung wolle sie sich am Freitag mit ihrem Oberarzt besprechen und würde mich dann anrufen.

Am Freitag, 06. Mai klingelte dann gleich um kurz nach 8 mein Handy, Schatz und ich saßen grade am Frühstück. Die Ärztin von gestern war dran. Nach Beratung mit ihrem Oberarzt solle ich bitte heute ins Krankenhaus kommen. Es wird eingeleitet, denn der Oberarzt sagte bei künstlicher Befruchtung solle man sowieso nicht über Termin gehen. Da Schatz und ich um 10 noch einen Termin hatten den wir gerne wahrnehmen wollten fragte ich die Ärztin, ob das mittags auch noch reichen würde (Äh hallo, ihr Gesicht hätte ich mal zu gerne gesehen...) und wir einigten uns darauf, dass ich um 13 Uhr im Kreißsaal sein würde.
Gesagt - getan. Um 12:47 Uhr trafen wir uns mit meiner Schwägerin, die bei der Geburt dabei sein würde, vor dem Krankenhaus und machten uns auf den Weg in den Kreißsaal. Bevor wir klingelten musste ich erst nochmal pipi. Und dann stand auch schon eine Hebamme da.
Sie hängte mich auch gleich ans CTG, ich durfte noch ein Formular ausfüllen und Schatz besorgte mir zwischenzeitlich noch etwas zu essen. Nach gut 30 Minuten CTG ging es weiter ins Arztzimmer, wo die Ärztin bereits auf uns wartete. CTG super, aber wieder keine Wehen zu sehen. Sie schallte Knirpsi nochmal kurz, hauptsächlich wohl um sich zu vergewissern wie er liegt. Dann klärte sie mich über die Einleitung auf, die mit einem Vaginal-Gel (keine Ahnung mehr wie das hieß) erfolgen sollte das direkt auf den Muttermund aufgetragen wird. Dann bekam ich noch einen Zugang gelegt und schon ging es ab in den Kreißsaal.

Dort lernte ich dann "meine" Hebamme kennen. Sie brachte uns in den Erd-Kreißsaal (im Krankenhaus haben sie 4 Kreißsäle - Wasser, Erde, Feuer und Luft), ich durfte mich umziehen - ich hatte die Wahl zwischen einem sexy Krankenhaus-Hemd und meinem mitgebrachten Nachthemd zum Knöpfen - und ins Bett legen. Bevor nun die Ärztin wieder kam durften wir nochmal umziehen in den Luft-Kreißsaal und dann war es auch schon so weit - die Ärztin kam, tastete noch eben den Muttermund (ca. 3 cm) und trug das Gel auf. Inzwischen war es kurz vor 14:30 Uhr. Sie sagte noch, dass das kein unreifer Befund mehr sei und dann war sie auch schon wieder weg.
Die Hebamme hängte mich wieder ans CTG und sagte, wir sollen uns nicht darauf einstellen, dass sich innerhalb der nächsten Stunde etwas tut. Sie denke erfahrungsgemäß nicht, dass das Baby noch heute auf die Welt kommen würde.

Nach ca. 5 Minuten hatte ich die ersten leichten, aber regelmäßigen Wehen. Nach gut 30 Minuten kam die Hebamme wieder, kabelte mich vom CTG ab und sagte, wir dürfen gerne runter oder raus gehen, essen, trinken, was auch immer. Nur eben das Krankenhausgelände nicht verlassen und spätestens um 18:30 Uhr sollten wir wieder im Kreißsaal sein zum nächsten CTG. Da es herrliches Wetter war zog ich mich an und wir gingen raus. Kaum draußen angekommen wurden die Wehen stärker, ich wollte zurück in den Kreißsaal, draußen rumlaufen ging gar nicht. Den Weg zurück schaffte ich nur in Etappen, immer wieder musste ich mich hinsetzen. Endlich wieder im Kreißsaal wollte ich mich nur ins Bett legen, das war am angenehmsten für mich. Die Hebamme nahm es mit Wohlwollen zur Kenntnis, dass wir so schnell wieder da waren. Bei anderen, sagte sie, hätten die Wehen auch wieder aufgehört. Dass sie stärker wurden sei ein gutes Zeichen. Ich lag nicht allzu lange im Bett, ich schätze es war ca. 15:30 Uhr, da verlangte ich nach einem Kotzeimer und meine Schwägerin klingelte der Hebamme. Diese guckte mich erstaunt an und sagte etwas von "Frau B., Sie legen aber schon gut los, oder wie?!", dann stöpselte sie mich wieder ans CTG an. Außerdem wollte sie mir gerne eine Buscopan geben, diese würde entkrampfen und sich deswegen meist positiv auf den Muttermund auswirken. Ich wollte keine Schmerzmittel und lehnte ab.

Nach einer halben Stunde (zumindest gefühlt, ab jetzt hab ich es nicht mehr so mit der Zeit) möchte ich gerne aufstehen. Aufsitzen. Mich drehen. Irgendwas. Ich halte es nur auf der rechten Seite liegend nicht mehr aus. Deswegen klingelt meine Schwägerin der Hebamme, dass sie das CTG wieder abmacht. Dadurch dass ich mich wieder etwas bewegen kann komme ich mit den Wehen deutlich besser klar. Die Hebamme tastete noch nach dem Muttermund, was zu diesem Zeitpunkt verbunden mit den Wehen echt weh tat. Ca. 3-4 cm, allzu viel hatte sich also noch nicht getan. Und ich gebe zu, ich war etwas enttäuscht. Die Hebamme riet mir erneut zu einer Buscopan, sagte mir nochmals, dass diese entkrampfend und sich positiv auf den Muttermund auswirken würden. Sie hielt mich dann noch dazu an, die Wehen richtig und tief in den Bauch zu veratmen. Nase ein, Mund aus. Dann war sie auch wieder weg.

So lag ich dann eine Weile da, die Augen geschlossen, Wehen veratmend und ganz bei mir. Mein Mann war da, meine Schwägerin war da. Und beide gaben mir so ein tiefes Gefühl der Sicherheit, dass ich mich schlicht nur auf mich und unser Baby konzentrieren konnte. Sie ließen mich in Ruhe, aber sie waren da wenn ich sie brauchte und hielten mich ab und zu dazu an, etwas zu trinken.
Manchmal kam es vor, dass ich beim Veratmen aus dem Rhythmus kam. Oder der Meinung war, ich könne die Wehen nicht mehr veratmen. Und jedes einzelne Mal war meine Schwägerin sofort an meinem Bett, hielt meine Hand, sprach mir Mut zu und veratmete ein paar Wehen mit mir bis ich wieder ruhig und ganz bei mir war. Außerdem riet sie mir nach einer Weile dazu, die Buscopan zu nehmen - was ich dann auch tat.

Eine gewisse Zeit später musste ich auf's Klo, der Weg kam mir ewig vor und für den Rückweg musste ich erstmal "Kraft sammeln". Als ich dann endlich wieder im Bett lag, sagten mein Mann und meine Schwägerin, jetzt wären sie dann gekommen um zu schauen wo ich sei, ich sei recht lange weg gewesen. Mir kam es gar nicht so lange vor. Dann kam die Hebamme erneut. Sie wollte mir gerne einen Einlauf verpassen, so hätte das Köpfchen mehr Platz im Becken. Ich stimmte zu. Vorher tastete sie nochmal den Muttermund - ca. 5 cm. Immerhin.
Dann verpasste sie mir den Einlauf und sagte noch, ich solle mich am Besten gleich an den Bettrand setzten, denn aus Erfahrung müsste ich dann bei der nächsten Wehe dringend auf's Klo. Und so war es auch. Insgesamt 3x "rannte" ich auf's Klo, beim 3. Mal dann spürte ich einen starken Druck nach unten, außerdem blutete ich. Darauf hatte mich die Hebi aber schon vorbereitet und so erschrak ich nicht darüber, im Gegenteil. Das war ein gutes Zeichen.

Wieder im Kreißsaal durfte ich nun in das große Kreißsaal-Bett umziehen. Offenbar war sich die Hebi nun doch sicher, dass ich nicht mit Bett auf Station musste ;)

Ab jetzt ging es ruck zuck.

Ich lag wieder im Bett, der Druck nach unten wurde immer größer. Auf einmal wurde es ganz warm und nass zwischen meinen Beinen, die Fruchtblase war geplatzt. Die Hebi kam, guckte nach, bestätigte dass es eindeutig der Blasensprung war, hängte mir eine Infusion an und ging wieder.
Kurz darauf merkte meine Schwägerin, dass ich mich während der Wehen deutlich stärker am Bett festkrallte und mich anders verhielt als bisher. Sie klingelte erneut nach der Hebamme. Diese kam, guckte nach - und hatte auf einmal Stress. Hektisch suchte sie ihr Telefon, rief die Ärztin an sie möge doch bitte dringend und sofort zur Geburt in Kreißsaal 2 kommen. Die Ärztin war leicht erstaunt, sagte, dass sie mich doch eben erst noch im Gang gesehen hätte.

Der Drang zu Pressen war gewaltig, die Hebamme lies mich machen. Kurz die Anweisung, ich sollte beim Pressen einen runden Rücken machen und den Kopf zur Brust nehmen, dann war auch schon die Ärztin da. Schatz und Schwägerin stellten sich zu mir an den Kopf, Schatz streichelte mir selbigen in den kurzen Wehenpausen, was unglaublich beruhigend war. Hebamme und Ärztin stellten jeweils einen meiner Füße in ihre Hüften und ich presste. Die Hebamme stützte meinen Damm mit einem warmen Waschlappen, teilte mir mit dass sie schon jede Menge Haare gesehen habe und ob ich mal fühlen wollte. Ich lehnte dankend ab, wollte dann aber wohl noch wissen welche Farbe die Haare haben. (Daran kann ich mich  nicht mehr erinnern, das erzählte mir meine Schwägerin - echt skurril. Generell fragte mich die Hebamme wohl mehr, als ich mitbekommen hatte - im Nachhinein tat sie mir tatsächlich ein bisschen Leid, weil ich ihr kaum geantwortet habe)

Die Ärztin "ermahnte" mich nochmals freundlich dazu, durch den Schmerz durch zu pressen, immer weiter und weiter.

Während der dritten oder vierten Presswehe riefen Ärztin und Hebamme auf einmal: "Nicht mehr pressen, nicht mehr pressen." Ich hielt erstaunt inne, guckte - und da war er. Unser Sohn. Ich sah ihn da liegen, winzig, zerknautscht und wunderschön. Ich schaute meinem Schatz ins Gesicht, sagte unser Sohn sei da und wir alle heulten. Alle Geburtsschmerzen waren auf einmal weg, ich nahm kaum was von dem wahr, was um mich herum passierte. Meine kleine Welt schien für einen Moment still zu stehen. Unser Sohn war geboren. Ich hatte ihn geboren. Es war überwältigend.
Dann bekam ich meinen brüllenden Sohn auch schon auf die Brust gelegt und Schatz wurde gefragt ob er die Nabelschnur durchschneiden wollte. Da er nicht wollte übernahm dies meine Schwägerin, Schatz und ich küssten uns immer wieder und bewunderten unseren kleinen Sohn. Er war so warm und weich und ich weiß noch genau, wie er gerochen hat.

Für mich war es eine wunderschöne und - bis hierhin - rundherum perfekte Geburt und ich bin sehr froh und einfach nur dankbar für diese Erfahrung - und für unseren gesunden, atemberaubenden und auf seine Weise absolut perfekten Sohn 



Danach lief es dann leider nich mehr so rund, dazu dann aber mehr im 2. Teil. Denn auch vom Gefühl her habe ich die Erlebnisse in zwei Teile geteilt, sodass ich mir diese wunderschöne Geburt genau so erhalten kann.

12 Kommentare:

  1. So schön... Herzlichen Glückwunsch

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  2. Hach. Da kur kullert schon wieder ein Tränchen bei mir runter.... Schön....

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  3. Oh da kommen Erinnerungen hoch ;)
    Klingt wirklich schön und vor allem schnell - wie lange dauerte es denn?

    Ich hatte leider fast von anfang an diesen Pressdrang - durfte aber nicht...

    Ein wunderschönes Bild!äich drück euch und freu mich auf Part II

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    1. Vom Auftragen des Gels bis er da war: 5 Std

      Drück dich zurück

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  4. Und sowas am Morgen 💕 Eine Traumgeburt! Nun liege ich gerührt und verheult im Bett! Ich bin gespannt auf Teil 2 😘

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  5. Da kann ich Kuntabunt nur zustimmen! ❤ :-*

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  6. Ich sehe nur Herzchen - wie alle hier!!! Und gucke mir auch gerade ganz verliebt meinen schlafenden Sohnemann an. <3 Toll, dass du uns hast teilhaben lassen. :-*

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  7. Mir Kullern die Tränen gerade nur so über das Gesicht, Wahnsinn was für ein Erlebnis muss das sein!
    Ach Liebste J.B. Das hast du ganz wunderbar gemacht und Danke dass du das für uns aufgeschrieben hast ❤️��❤️

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