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Donnerstag, 2. Juli 2015

Hoffnung. Espérer. Sperare. امید. Spero. Tumanako. Hope.


"Weißt du was das Schlimmste ist? Die Hoffnung. Die Hoffnung ist das Schlimmste...

Denn immer wenn sie wieder geht nimmt sie ein Stück von dir mit."


Jeder neue Vorschlag, jede neue Idee und jede neue Untersuchung hält immer auch ein bisschen Hoffnung für mich bereit. Hoffnung, endlich den Grund zu finden. Hoffnung, endlich zu wissen an was es liegt. Hoffnung, dass es dann endlich klappt.

Ob das von Vorteil ist? Ich weiß es nicht.

Als ich letzte Woche den Termin beim Endokrinologen hatte und er mir sagte die Behandlung seines Vorgänger's sei nicht ausreichend gewesen, ich sei unterversorgt und das sei möglicherweise vielleicht eventuell (mit) der Grund für meine Fehlgeburt war da als allererstes.... Erleichterung.

Erleichterung? Erleichterung.

Erleichterung darüber, nun endlich den - vermeintlichen - Grund gefunden zu haben. Und zwar den für gleich zwei Dinge. Erstens für die Fehlgeburt und zweitens dafür, dass es nicht klappt. Erleichterung. Zuerst konnte ich das Gefühl gar nicht zuordnen. Oder gar benennen. Ich dachte, ich wäre zuallererst stockwütend. Sauer. Aber nichts dergleichen. Ich war erleichtert. Ist das nicht verrückt? Den Grund nicht zu kennen ist tatsächlich sehr viel schlimmer und zehrender als einen Grund zu haben. Als zu wissen, daran lag und liegt es.

Dieser vermeintliche Grund hat sich inzwischen wieder zerschlagen bzw. relativiert. Ich war bzw. bin zwar unterversorgt, aber nicht so dramatisch wie ursprünglich angenommen.

Ich bin wieder genau so weit wie davor. Genau so weit, wie ganz am Anfang. Ich weiß genau so viel über den Grund wie zu Beginn. Nämlich exakt gar nichts.

Nur eines ist anders. Die Hoffnung. Die Hoffnung darauf, nun endlich den Grund zu finden. Zu wissen, daran liegt es. Das spielt eine Rolle. Das ist "Schuld".

Wieso ist das nur so wichtig? Oder besser gesagt, ist es das überhaupt? Ändert es etwas an der Situation? Jein.

Einerseits ja. Nämlich dann, wenn man einen Grund findet - und etwas dagegen machen kann. Eine Tablette, eine Spritze, ein wasweißich und gut is.

Andererseits nein. Die Situation an sich ändert sich nicht. Es ist immer noch die selbe. Nämlich die, dass ich nicht ohne weiteres schwanger werden und ein Kind bekommen kann. Nämlich die, dass ich dazu eben Unterstützung brauche. Und schlimmstenfalls ist es sogar ein Grund, gegen den wir rein gar nichts unternehmen können. Dann wüssten wir es zwar. Aber ob es das leichter machen würde? Oder nur irgendwie "pseudo-leichter"?

In der Summe gesehen ist die Hoffnung inzwischen weniger. Auch die Hoffnung darauf, dass es überhaupt noch klappt. Dass ich überhaupt nochmal schwanger werde und dass ich überhaupt einmal mein Kind in den Armen halten werde. Und das Witzige daran ist: In der Summe gesehen geht es mir besser. Ja, ich kann sogar sagen dass es mir richtig, richtig gut geht. Mit mir. Mit meiner Ehe. Mit meinem Leben. Und zwar ganz genau so, wie es ist.

Ich freue mich auf den Sommer. Auf jeden einzelnen Tag davon. Auch wenn er doch etwas anders verlaufen wird als ich das gerne wollte. Aber zwischen den paar einzelnen KiWu-Tagen die da noch vor mir liegen genieße ich den Sommer. Ich LEBE den Sommer. Und zwar volles Rohr.

Momentan ist es kein Leben mit angezogener Handbremse mehr. Es ist kein fremdgesteuertes Leben mehr. Ich sitze am Steuer. Ich lenke, ich gebe Gas und ich bremse. Und niemand und nichts anderes sonst.

Deswegen mache ich momentan einen Bogen um diese ganz bestimmten Entscheidungen. Ich weiß dass ich sie treffen muss. Irgendwann. In naher Zukunft. Trotzdem können sie jetzt erstmal warten. Müssen sie. Weil ich momentan schlicht keine Lust habe sie zu treffen.

In diesem Sinne... Macht es euch schön ihr Lieben!

J.B.

17 Kommentare:

  1. Liebes, das solltest du. Den Sommer genießen, leckere Cocktails trinken, mit einer A***-Bombe ins Wasser springen, grillen, laue Sommerabende genießen und jaaa, irgendwann kannst du das Thema wieder aus den Tiefen der Schublade holen. Ansonsten bleibt es dort wo es ist. Basta! Du bestimmst. Die liebe Schildi wird erheblich unterschätzt. Und gerade in der frühen Schwangerschaft kann sie ohne ausreichende Hormone Achterbahn fahren. Wie bei mir. Aber keiner hat's bei den ersten FG kontrolliert. Sei froh, dass du nun einen kompetenten Endokrinologen hast. Und ja, das Gefühl der Erleichterung kenne ich nur zu gut, wenn wieder mehr Diagnosen gestellt sind, auch wenn's keine schönen sind. Und zum Thema Hoffnung habe ich heute eine ganz tolle Nachricht von meiner Freundin erhalten. Ich versuche später noch einen Post zu schreiben. Dieser ist dann nur für dich. :-*****

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    1. DANKE für deinen wundervollen Post, Liebes! ❤

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  2. Das hört sich echt super an, also das es dir gut geht.;-)

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  3. Du Liebe. Du wirst schon fühlen wenn du bereit für diese Entscheidungen bist... Da bin ich mir ganz sicher. Aber bis es soweit ist genieß den Sommer, dein Leben....
    Drücker

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  4. Ja, dieses Suchen nach der Ursache. Ich kenne das nur zu gut. Letztendlich ist es die Suche nach einem Schuldigen, nach einem Täter. Und dieser Täter soll schließlich weggesperrt werden, damit die soziale Ordnung wieder hergestellt werden kann.

    Ja, es stimmt, dass ein nicht oder falsch eingestellter Hashimoto zu Fehlgeburten führen kann. Aber ich habe nach dem Aufsuchen von drei verschiedenen Ärzten und drei verschieden Therapie-Empfehlungen nun auch gelernt, dass das Wissen um Hashimoto in der Ärzteschaft wirklich bescheiden zu sein scheint.
    Ich habe mich am Ende dazu entschieden, meiner KiWU-Klinik zu vertrauen (und das vorher natürlich auch bei Dr. Google überprüft ;-)). Meine Kiwu sagt, dass ich für die Behandlung einen TSH von 1 bis 1,5 brauchen. Aktuell liegt er bei 1,1 und ich fühle mich richtig gut. Und die freien Werte seien auch super.
    Die anderen Ärzte meinten, dass ich auf einen Wert von 0,5 kommen muss und meine KIWU keine Ahnung hat.... mööp.

    Dr. Google bestätigt meine KIWU und somit vertraue ich der jetzt.

    Schön zu lesen, dass es dir wieder gut geht! Weiter so!

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  5. Noch ergänzend: ja, Hashimoto kann die Ursache einer FG sein, es kann aber auch noch 100 andere Gründe geben... Ich hatte das oben so blöd formuliert.

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    1. Liebe Lisa,

      gar nicht blöd formuliert, ich habe es genau so verstanden! DEN einen Grund werden wir wohl nie finden. Aber wenigstens mal einer täte irgendwie schon ganz "gut". Naja. Ändern würde es nichts. Von deeeem her...

      Drück dich!

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  6. Süße - Vollgas durch den Sommer hört sich gut an. Und falls du mal bremsen musst,dann bestimmt nur wegen uns, weil wir mitfahren wollen ;)
    Und in einem gebe ich dir recht. Die Hoffnung wird weniger. Und das ist verdammt noch mal gut so!

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    1. Für euch bremse ich immer & sehr, sehr gerne! ❤

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  7. Antworten
    1. Liebes! Geht's dir gut? Es ist so still bei dir ❤

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  8. Liebe Dschey Bee !
    Ich kann Dich sehr gut verstehen und ich glaube, das Bedürfnis, den Grund zu kennen, haben wohl (fast) alle. Auch wenn es - vom Ergebnis her gedacht - nicht immer etwas besser macht.

    Entscheidend ist, finde ich, dass es Dir in Summe gesehen, wie Du schreibst, viel besser geht. Auch wenn oder vielleicht sogar weil die Hoffnung weniger wird. Die Entscheidung, Dich auf´s Leben zu konzentrien, etwas für Dich zu tun, diese Schule zu machen - war also goldrichtig. Genauso, wie sich jetzt kopfüber in den Sommer zu stürzen :)) Du folgst Deinem Bauchgefühl - siehst Du ;) Schritt für Schritt. Und schaust von da aus dann wieder weiter. Ich finde, das klingt nach einem verdammt guten Plan für den Moment !
    Genieße Deinen Sommer.
    xoxo, Isa

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    1. Oh ja, das ist tatsächlich sehr entscheidend. Und so befreiend!

      GLG Dschey Bee

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  9. Liebe J.B.
    ich bin heute das erste mal auf deinem Blog.... ich kenne das Gefühl auch sehr gut,.... immer die Hoffnung dass man endlich eine Diagnose hat, "gegen" die man dann auch was machen kann. Mittlerweile wurde so ziemlich "alles" bei mir kontrolliert und ..... ? "Nichts genaues weis man nicht...!"

    Was ich eigentlich loswerden wollte: Ich habe auch beschlossen, meinen Sommer, die nächsten Monate so richtig zu genießen, mein Leben - wenigstens ein paar Monate - wieder etwas in den eigenen Händen zu halten.... Ich fühle mit dir... lass es dir so richtig gut gehen... ich für meinen Teil habe den festen Plan die nächsten Monate so richtig Spaß zu haben und das tatsächliche Leben zu genießen!

    Es "arbeitet" aber trotzdem in mir.... die Entscheidung, ob ich/wir ein Leben mit oder ohne Kind führen werde(n), steht an..... dazu habe ich ja schon auf Isa`s/ Belle`s Blog geschrieben....
    Alles Liebe
    Bluete83

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    1. Liebe Bluete,

      ja, ich habe deinen Kommentar im Wonderland gelesen. Diese Entscheidung... Noch steht sie hier nicht unmittelbar ins Haus, aber mittlerweile kann ich mir ein Leben ohne Kinder sehr viel besser "vorstellen" als noch vor einiger Zeit.

      Jetzt genießen wir erstmal unseren Sommer. Du. Ich. Und jeder der möchte. Wieder etwas in den Händen zu halten, selbst zu entscheiden was, wann, wie, wo. Diese Tatsache an sich hat schon sehr viel zufriedenstellendes finde ich :)

      Ich wünsche dir alles Liebe & freue mich, dass du den Weg ins Spatzennest gefunden hast.

      Liebste Grüße

      J.B.

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